Vor zehn Jahren hatten die Darlehen der China Development Bank (CDB) und der Export-Import Bank of China (Eximbank) mit 35,7 Milliarden US-Dollar einen Rekord erreicht. Noch 2015 vergaben die chinesischen Staatsbanken Kredite über 21,5 Milliarden Dollar in der Region, seitdem ist das Volumen stetig zurückgegangen. Die mit Abstand meisten Darlehen gingen nach Venezuela, aber auch Brasilien, Argentinien und Ecuador wurden mit Krediten bedacht.

Bergbau, Infrastruktur, Energie - China ist in Lateinamerika in eine ganze Reihe von Megaprojekten involviert. Experten hatten zuletzt immer wieder kritisiert, dass Europa den Chinesen in der Region kampflos das Feld überlässt. Allerdings birgt die politisch unruhige Region auch eine ganze Reihe von Investitionsrisiken: Thyssen-Krupp verlor Milliarden mit seinen Stahlwerken in Brasilien, der spanische Energiekonzern Repsol musste die Enteignung seiner argentinischer Tochter verdauen, Eigner von Staatsanleihen fahren oft schmerzhafte Verluste ein.

Auch die Chinesen haben in Lateinamerika eine ganze Reihe problematischer Positionen im Portfolio. Venezuela ist praktisch pleite, mehrfach wurden die Laufzeiten der Kreditlinien bereits verlängert. Auch Ecuador steckt wegen des Verfalls der Ölpreises und der Corona-Pandemie in einer tiefen Wirtschaftskrise. Zuletzt handelte das südamerikanische Land neue Fristen für die Rückzahlung der Darlehen aus.

Der Kahlschlag bei den Krediten bedeutet allerdings keineswegs, dass sich China ganz aus Lateinamerika zurückzieht. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt tätigt weiterhin Direktinvestitionen in der Region, ausserdem ist China für viele Länder Lateinamerikas bereits der wichtigste Handelspartner. "Auch wenn die staatlichen Entwicklungsbanken nur noch auf niedrigem Niveau Kredite vergeben, werden Privatbanken, Investmentfirmen und kofinanzierte Initiativen noch auf Jahre für eine spürbare finanzielle Präsenz Chinas in der Region sorgen", heisst es in der Studie./dde/DP/zb

(AWP)