Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) Negativzinsen einführen musste, um den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken durchzusetzen, wird Kritik an der Untergrenze laut: Der frühere UBS-Chef Oswald Grübel und der Investor Martin Ebner bezeichnen die Strategie als falsch.

"Der fixe Wechselkurs zum Euro war vom Anfang an eine Schnapsidee", schreibt Grübel in seiner Kolumne in der "Schweiz am Sonntag". Man habe bis heute offenbar nicht verstanden, dass der Franken erst genauso schwach wie der Euro werden müsse, um ihn gefahrlos daran anzubinden.

"Das würde auch bedeuten, dass die Schweiz genauso unbedacht wirtschaften müsste wie die Eurozone", schreibt Grübel. "Aber wer weiss, wenn wir mit dieser Vehemenz so weitermachen, werden wir bald der Eurozone beitreten können", fährt er fort.

Das Volk bezahlt

Früher sei die Schweiz stolz gewesen auf den starken Franken und sei darum beneidet worden. "Heute scheint uns eine schwache Währung lieber zu sein", schreibt Grübel.

Die Wirtschaft profitiere von dieser Politik. "Das ist ja der Grund, weshalb wir es machen, sagt man uns", so Grübel. Eskapaden wie diese müssten jedoch von jemandem bezahlt werden. "Und das sind wir alle, die etwas Vermögen angespart haben."

"Vor ein paar Jahren haben wir uns aufgeregt, dass die Verluste der Banken sozialisiert werden", so der frühere UBS-Chef. "Heute werden die Gewinne der Unternehmen durch die fixe Wechselkurspolitik von uns bezahlt, und niemand scheint dagegen zu sein."

"In einem Teufelskreis"

Im gleichen Sinne äussert sich der Investor Martin Ebner. Der Negativzins-Entscheid der Nationalbank wirke auf ihn hilflos, sagt er im Interview mit der "Schweiz am Sonntag". Er zeige zudem, dass sich die Nationalbank in etwas hineingeritten habe, aus dem sie nun fast nicht mehr rauskomme. "Sie reagiert in einem Teufelskreis", sagt Ebner.

Er hält es für falsch, den Schweizer Franken an die "schwächste Währung zu knüpfen". Als das Problem der Euro-Franken-Parität aktuell war, habe die Anknüpfung vielleicht Sinn gemacht. Aber sie dauere nun schon viel zu lange. Die Abhängigkeit der Schweiz vom Export werde überschätzt, sagt Ebner.

Zwar würde die Arbeitslosigkeit bei einer Aufhebung der Untergrenze kurzfristig steigen, sagt er. Auch der Markt für Eigentumswohnungen käme unter Druck. "Aber langfristig wäre es der richtige Weg in einer liberalen Marktwirtschaft", so der Investor. Viele Schweizer Unternehmen hätten sich zu lange in falscher Sicherheit gewiegt.

Und der emeritierte Zürcher Wirtschaftsprofessor Martin Janssen warnt ebenfalls vor immer neuen Interventionen, wenn die Untergrenze gehalten werden soll, wie die "Schweiz am Sonntag" schreibt.

(AWP)