Es müsse nun schnell gehandelt werden, um noch mehr Todesopfer und Verluste für die Wirtschaft zu verhindern, fordern die Experten in einem offenen Brief an die Parteispitzen. Den Appell unterschrieben unter anderem die Präsidenten medizinischer Fachgesellschaften.

Pubs, Restaurants, Hotels, Museen, Galerien, Kinos, Bibliotheken, Friseursalons und Kirchen dürfen unter bestimmten Auflagen ab 4. Juli wieder in England öffnen. Gleichzeitig hatte Johnson angekündigt, die Abstandsregel von zwei Metern auf einen Meter zu verringern. Die neuen Massnahmen gelten nur für England. Jeder Landesteil in Grossbritannien bestimmt über seine eigenen Massnahmen.

"Während das Ausmass der Pandemie in Grossbritannien schwer vorherzusagen ist, deuten die verfügbaren Beweise darauf hin, dass lokale Ausbrüche immer wahrscheinlicher werden und eine zweite Welle ein echtes Risiko ist", schrieben die Experten in ihrem Brief. Die Regierung dürfe nicht nur die (wirtschaftlichen) Folgen der ersten Pandemie-Welle schnell bekämpfen, sondern müsse auch sicherstellen, dass das Land angemessen auf eine zweite Welle vorbereitet sei. Regierungsberater aus dem Medizin-Bereich hatten am Dienstag die Lockerungen ebenfalls als "nicht risikofrei" bezeichnet.

Der frühere britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt verwies in einem BBC-Interview darauf, dass sogar Länder, die vorbildlich auf die Pandemie reagiert hätten, nicht vor Rückschlägen gefeit seien. "Schauen Sie nur auf Deutschland ... Die haben dieses grosse Problem mit einer Fleisch verarbeitenden Firma mit Tausenden Infizierten", sagte Hunt zum Ausbruch bei Tönnies in Nordrhein-Westfalen.

Grossbritannien ist das am schwersten von der Corona-Krise betroffene Land in Europa: Nach offiziellen Statistiken starben 43 000 positiv auf das Virus getestete Menschen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus./si/DP/jha

(AWP)