Liegen die Zinsen bereits nahe an ihrer Untergrenze könnte ein länger anhaltender Einsatz der geldpolitischen Instrumente erforderlich sein, hiess es im Protokoll der geldpolitischen Sitzung vom 7. Juli, das die Euro-Notenbank am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichte. "Dies könnte auch eine Übergangszeit implizieren, in der die Inflation moderat über dem Ziel liegt," erklärten die Euro-Wächter. In dem Protokoll fand sich allerdings keine Beschreibung der Debatte unter den Währungshütern, wie es in den Protokollen zu den Zinssitzungen der Notenbank üblich ist.

Auf dem Treffen verabschiedeten die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde nach einer insgesamt 18 Monate langen Überprüfung ihre überarbeitete geldpolitische Strategie. In deren Zentrum steht ein neues mittelfristiges Inflationsziel von zwei Prozent. Das Ziel soll symmetrisch verstanden werden - Abweichungen nach oben oder nach unten hin sind gleichermassen unerwünscht. Bis dahin hatte das Ziel auf knapp unter zwei Prozent gelautet. Zudem beschloss die EZB, künftig im Kampf gegen den Klimawandel eine aktivere Rolle einzunehmen.

Schon kurz nach ihrem Amtsantritt im November 2019 hatte Lagarde eine Überprüfung der geldpolitischen Strategie in Aussicht gestellt. Die Corona-Krise wirbelte dann aber den Zeitplan durcheinander. Letztmalig hatte die EZB 2003 ihre geldpolitische Vorgehensweise überholt. Den nächsten Strategiecheck plant die Euro-Notenbank für das Jahr 2025.

(Reuters)