Mit Spannung wird das Fed-Meeting vom 17. und 18. September erwartet. Dann entscheidet der Offenmarktausschuss (FOMC) der amerikanischen Zentralbank über die weitere Vorgehensweise ihrer konjunkturfördernden Massnahmen. Vielerorts wird vermutet, dass Fed-Chef Ben Bernanke Mitte September der Weltpresse den Anfang vom Ende des Anleihekaufprogramms verkünden wird.

Ähnlich sieht es auch Antoine Lesné, Fixed Income Portfolio Strategist bei State Street. "Ich erwarte einen langsamen Ausstieg aus den Anleihekäufen. Die ökonomischen Daten aus den USA sind leicht positiv und sollten zu einem Beginn der Reduktion führen", sagt er im cash-Video-Interview. Der Bonds-Spezialist Lesné nimmt an, dass sich die Anleihekäufe des Fed um monatlich 10 bis 20 Milliarden Dollar verringern werden. Momentan kauft die Fed monatlich amerikanische Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Wert von 85 Milliarden Dollar.

Wie stark die Finanzmärkte auf die kommende Fed-Sitzung reagieren, hängt laut Lesné davon ab, wie schnell das Tapering vollzogen wird und wie lange es dauert. Grundsätzlich geht er aber davon aus, dass eine gewisse Reduktion der Anleihekäufe in den Finanzmärkten "bereits eingepreist" sei. So haben sich die Renditen der zehnjährigen US-Treasuries seit Anfang Mai von 1,6 auf 2,8 Prozent nach oben entwickelt.

Bonds oder Aktien?

Obwohl die US-Bonds in den letzten Monaten an Wert verloren haben, schreibt sie Lesné als Investment nicht ab: "US-Bonds machen in jedem Portfolio Sinn, wenn man sich gegen Abschwünge oder Überraschungen im Markt absichern möchte."

Einem Investment in Aktien steht der fixed-income-Experte eher skeptisch gegenüber: "Die Bewertungen an den Aktienmärkten sind eher hoch in Bezug auf Wachstumspotenzial oder Gewinn pro Aktie." Wer trotzdem auf Aktien setzen wolle, solle europäische Papiere den amerikanischen vorziehen. Diese seien in ihrer Bewertung attraktiver, so Lesné.

Auch die Zukunft der Emerging Markets bringt Lesné mit dem bevorstehenden Fed-Entscheid in Verbindung: "Steigen die Renditen auf US-Bonds, hat das in der Regel einen negativen Einfluss auf die Währungen der Schwellenländer. In den letzten Monaten konnte das in Brasilien sehr gut beobachtet werden." Der brasilianische Real hat seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar 16 Prozent an Wert verloren. Auch in naher Zukunft werde die Volatilität in den aufstrebenden Märkten anhalten, prognostiziert Lesné. Weil er aber vielen Schwellenländern zutraut, sich weiterzuentwickeln, sieht Lesné dort auf lange Frist noch viel Investitionspotenzial. Man müsse aber bereit sein, "die Sicherheitsgurte anzuschnallen."

Egal, ob man also an Aktien-, Bond- oder Schwellenländer-Anlagen interessiert ist, vorerst gilt: Warten auf Bernanke.

 

Zudem sagt Antoine Lesné im cash-Video-Interview wie man sich gegen mögliche Bondsverluste absichern kann.