Von allen Seiten wird auf die Finanzmarktaufsicht (Finma) geschossen. So veröffentlichte die Schweizerische Bankiervereinigung Mitte Dezember einen Brandbrief gegen die Finma. Anlass waren Massnahmen, welche die Finma nach einem restriktiven Entscheid des Bundesgerichts bezüglich der Retrozessionen verkündet hatte.

Weiter stossen sich die Banken an den stetig steigenden Kontrollkosten. Selbst die Politik wird zunehmend misstrauisch. Der Ständerat hat Anfang März ein Postulat verabschiedet, das den Bundesrat beauftragt, die Finma unter die Lupe zu nehmen. Das Image der Finma steht auf dem Prüfstand. 

Dies sieht Finma-Direktor Patrick Raaflaub anders: "In meinen persönlichen Interaktionen, nehme ich nicht wahr, dass wir ein Imageproblem haben", sagt er im cash-Video-Interview. Dies gelte auch, wenn er sich die Bewerber anhöre, die gerne bei der Finma arbeiten möchten. 

Der Finma sei es in den letzten Jahren gelungen, sehr viele Mitarbeiter zu rekrutieren, die auf aufgrund ihrer Praxiserfahrung auf Augenhöhe mit den Beaufsichtigten stünden, so der Finma-Direktor, der seit Mai 2008 die Finanzmarktaufsicht leitet.

2012 beschäftigte die Finma 477 Mitarbeitende, verteilt auf 442 Vollzeitstellen. Im laufenden Jahr genehmigte der Verwaltungsrat einen Personalbestand von 481 Vollzeitstellen. Das Durchschnittsalter betrug letztes Jahr 41 Jahre - ein relativ tiefer Wert in Anbetracht des sehr komplexen Aufgabenbereichs der Aufsichtsbehörde. 

Vorwurf der Arroganz und Inkompetenz

Vor allem Vertreter aus der Bankenbranche monieren ein teils arrogantes Auftreten seitens der Finma-Kontrolleure und ein Mangel an Fachkompetenz insbesondere beim jüngeren Personal. Raaflaub kann dies nicht bestätigen. Allerdings wendet er ein: "An der Vertiefung der Fachkompetenz müssen wir weiter kontinuierlich weiterarbeiten". 

Weiter kritisieren die Finanzinstitute ein Überschiessen in Sachen Regulierung und stossen sich an den stetig zunehmenden Regulierungskosten. Sie fürchten Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Finanzplätzen. Vermehrt ist von den Schweizer Banken zu vernehmen, dass rechtmässig erworbenes und versteuertes Geld in andere Finanzplätze abwandert, weil Kunden den Regulierungsaufwand nicht mehr mittragen wollen.

Raaflaub widerspricht: "Im Quervergleich mit andern Finanzplätzen ist der Schweizer Finanzplatz vernünftig reguliert." Die Kritik an den Regulierungskosten - Raaflaub bevorzugt den Ausdruck Kontrollkosten - werde deutlicher, weil sich die Banken insgesamt in einer schwierigen Situation befänden.

 

Im Video-Interview äussert sich Patrick Raaflaub zur Lage der Banken und zur Kritik der Überregulierung des Schweizer Finanzplatzes. Zudem sagt er, wie sich die Kontrollkosten entwickeln werden.