Der breite amerikanische Aktienindex S&P 500 hat seit Anfang Jahr wegen der Corona-Krise 24 Prozent verloren. Mit dem gestrigen Rally von 9,4 Prozent kann zwar Boden gut gemacht werden, doch der Ausblick bleibt insgesamt düster.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Investmentbank Goldman Sachs zur Corona-Krise impliziert einen Rückgang der Rentabilität der Unternehmen um 33 Prozent gegenüber 2019. Grund: Das Coronavirus reduziert die Verbrauchernachfrage stark und treibt die Wirtschaft aller Voraussicht nach in eine Rezession.

Diese Prognose bedeutet auch einen starken Einbruch für den grössten Preistreiber von Aktien. Denn das Gewinnwachstum bei den Unternehmen ist historisch gesehen der wichtigste Antreiber für steigende Aktienkurse.

Eine Reduktion um 33 Prozent bei den Unternehmensgewinnen könne den S&P 500 auf ein Niveau um 2000 Punkte zwingen, schreibt Goldman Sachs. Derzeit steht der S&P 500 bei 2447 Punkten. Die Geschwindigkeit der "Geschäftserosion" sei bisher "beispiellos". Goldman Sachs hat die Ganzjahresprognose für die Gewinne pro Aktie für die S&P 500-Unternehmen auf 110 Dollar gesenkt.

Welche Form nimmt die Erholung an?

Für Goldman Sachs ist die Schlüsselfrage nun, ob die Erholung der Gewinne pro Aktie von 2020 in das Jahr 2021 eine V-, U- oder L-Form annimmt. Die ersten Annahmen von Goldman gingen davon aus, dass das Virus eine starke Abnahme der wirtschaftlichen Aktivität bewirkt. Die wirtschaftliche Aktivität würde in diesem Szenario aber in der zweiten Hälfte des Jahres schnell zurückkehren. Ein solcher Trend ermöglicht eine V-förmige Erholung der Gewinne pro Aktie.

Doch die kürzlich beschlossenen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus erzwingen tendenziell eine U-förmige Erholung, schreibt Goldman. Mehrere Quartale mit niedrigen Gewinnen sind aus Sicht von Goldman Sachs gleichbedeutend mit einer Aktienmarktschwäche. Erst wenn die Virusgefahr wegfallen würde und die Gewinne sich erholten, könnte eine Erholung eintreten. Goldman Sachs schreibt, dass daraus eine U-förmige Linie in den quartalgemeldeten Gewinnen pro Aktie resultiert.

Der Unterschied zwischen einer U- und einer V-förmigen Erholung hängt davon ab, wie schnell das Coronavirus eingedämmt werden kann und ob die Unternehmen Zugriff auf genug Geld erhalten, um Monate an schwacher Nachfrage zu überdauern. Für Goldman Sachs ist schlussendlich entscheidend, ob ein fiskalpolitischer Stimulus die Wirtschaft stabilisieren kann.

Die fiskalpolitischen Massnahmen lassen hoffen

Im Worst-Case-Szenario von Goldman Sachs wird das Coronavirus einen "bleibenden ökonomischen Schaden anrichten und den Gewinnausblick über 2021 hinaus verschlechtern". Ein L-förmiger Trend bei Gewinnen pro Aktien würde die Unternehmen zwingen, Kosten zu senken und Arbeitnehmer zu feuern. Ansonsten ist die Profitabilität vieler Unternehmen gefährdet.

Doch der allerneuste Ausblick von Goldman Sachs lässt auch hoffen: Die Massnahmen vom Kongress, dem Weissen Haus und der amerikanischen Notenbank Fed ermöglichen einen fiskalischen "Boost" für US-Unternehmen und Konsumenten. Wenn die Massnahmen wie geplant greifen, könnte der S&P Index Ende Jahr bei 3000 Punkten stehen. Dieser optimistische Ausblick von Goldman Sachs geht davon aus, dass die Summe der Gewinne pro Aktien im S&P 500 dann 2021 170 Dollar erreichen wird.

Mit Material der Nachrichtenplattform Business Insider.