Die GLP werde am Mittwoch mehrheitlich Eva Herzog die Stimme für die Nachfolge Sommarugas geben, erklärte Fraktionschefin Tiana Angelina Moser am Dienstag im Bundeshaus. Bei der Nachfolge Ueli Maurers würden sich die Stimmen aufteilen.
Moser begründete die Präferenz für Herzog damit, dass die Ständerätin aus dem Kanton Basel-Stadt in der Anhörung "ihr klares Verständnis für den Wirtschaftsstandort Schweiz und ihren klaren Willen für eine Stabilisierung des Verhältnisses zu Europa" gezeigt habe.
"Stimmfreigabe" als Wort des Tages
Alle vier Kandidierenden seien wählbar, hielt die Zürcher Nationalrätin jedoch fest - und traf damit den Grundtenor des Tages. Auf offizielle Wahlempfehlungen verzichteten auch die FDP, die SVP, die Mitte und die Grünen.
Die SP-Fraktion verschob die Entscheidung zur Maurer-Nachfolge. Sie teilte am Dienstagabend auf Twitter mit, sie werde ihre Sitzung am frühen Mittwochmorgen fortsetzen. Klar sei erst, dass man einen der beiden offiziellen SVP-Kandidaten wählen werde.
Auch wenn "Stimmfreigabe" das Wort der Stunde war - Nuancen waren in den Stellungnahmen der Fraktionen durchaus erkennbar: Allen in der Fraktion stehe es frei, ob sie Herzog oder deren jurassische Ratskollegin Elisabeth Baume-Schneider wählen wollten, hiess es etwa von der FDP.
FDP-Fraktionschef Damien Cottier bekräftigte aber, würde Baume-Schneider gewählt, müsse die SP dafür sorgen, dass die Übervertretung der lateinischen Schweiz nicht allzu lange anhalte.
Was das SVP-Ticket angeht, hatten die Freisinnigen schon eine Woche zuvor angekündigt, dass die Fraktionsmitglieder individuell entscheiden würden zwischen dem Berner Nationalrat Albert Rösti und dem früheren Zürcher Nationalrat Hans-Ueli Vogt.
Von der Mitte hiess es, eine Übervertretung der Romandie im Bundesrat wäre "kurzfristig vertretbar." Viel wichtiger sei, dass sich alle Regierungsmitglieder kollegial verhielten. Eine Wahlempfehlung gab die Partei für niemanden der vier Kandidierenden ab - man werde sich aber an die offiziellen Tickets halten.
Grüne Kritik an SVP-Kandidaten
Die Grünen betonten nach den Hearings mit Rösti und Vogt vor allem die inhaltliche Distanz zu den SVP-Kandidaten. Auf die Frage, ob die Fraktion der Grünen allenfalls keinen der beiden offiziellen Kandidaten oder eine dritte Person wählen werde, legte sich die Genfer Ständerätin Lisa Mazzone nicht fest: Jeder und jede werde nach dem Gewissen entscheiden, sagte sie. Beide SVP-Kandidaten stellten ein Risiko für die Umwelt, das Klima und den Schutz der Grundrechte dar.
Schon eine Woche zuvor hatte die Grünen-Fraktion Herzog und Baume-Schneider angehört - und beide danach als "sehr gute Kandidatinnen" bezeichnet. Fest legten sich die Grünen auch bei der Sommaruga-Nachfolge nicht. Die Sprache sei kein Kriterium, liessen sie lediglich verlauten.
Wenig deutet auf eine Überraschung hin
Die SVP ihrerseits äusserte bei der Nachfolge Sommarugas ebenfalls keine Präferenz. Man habe sowohl mit Herzog als auch mit Baume-Schneider grosse Meinungsverschiedenheiten, etwa in der Europapolitik, betonte Fraktionschef Thomas Aeschi. Die SVP stehe jedoch zur Konkordanz, anerkenne den Sitzanspruch der SP. Man werde nur offizielle Kandidaturen unterstützen, so der Zuger Nationalrat.
Nebst der SP wird mit der Mitte mindestens eine zweite Fraktion am frühen Mittwochmorgen zu einer Sitzung zusammentreten, wie Fraktionschef Philipp Matthias Bregy ankündigte. Der Walliser Nationalrat dämpfte jedoch zugleich die Erwartungen, was taktische Manöver in der sogenannten "Nacht der langen Messer" angeht. Er gehe davon aus, dass die wichtigen Entscheide in seiner Fraktion bereits am Dienstag gefällt worden seien, sagte er.
(AWP)