Nicht nur für die Post ist das eine gute Nachricht. Auch deutsche Versandhändler, denen Konkurrenten aus China mit Billigwaren das Leben schwer machen, profitieren davon. Entstanden sind die neuen Regeln bei einem Kongress des Weltpostvereins im vergangenen Jahr. Die Organisation mit 192 Mitgliedsländern regelt seit mehr als 145 Jahren den internationalen Postverkehr. Eine Drohung der USA, aus dem Verein auszutreten, brachte die Mitglieder vor einigen Monaten an den Verhandlungstisch.

Während nun die USA - mit einem Importvolumen von mehr als 75 000 Tonnen - mit einer Sonderregelung schon in diesem Jahr die Gebühren selbst festlegen dürfen, gilt dies für andere Staaten erst ab 2021.

Trotzdem dürfen auch sie bereits in diesem Jahr ihre Gebühren leicht anheben - was zu dem deutlichen prozentualen Plus führt. Bislang mussten die Chinesen nur wenig Porto für ihre Pakete abführen, da China noch als Land eingruppiert war, das vom Weltpostverein besonders gefördert wurde. Viele Länder fanden das angesichts des Aufstiegs Chinas zur Wirtschaftsmacht absurd.

Mit Elektroartikeln und anderen Waren fluten chinesische Online-Händler schon seit Jahren westliche Märkte. Allein bei Elektronikartikeln dürften es nach Branchenschätzungen 70 Millionen kleine Warensendungen sein, die jedes Jahr aus China in Deutschland ankommen.

Trotz der neuen Freiheit bei der Preisgestaltung wird es weiterhin eine Obergrenze geben. So dürfen die Gebühren maximal bei 70 Prozent des Inlandsportos liegen und dürfen nur schrittweise angehoben werden.

Reinhard Houben, der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, begrüsste die neuen Regeln als wichtigen Schritt zu einem faireren Wettbewerb im Versandhandel. "Von Anfang an hätte sich die Bundesregierung dieser Frage auf die Seite der Vereinigten Staaten stellen sollen", sagte Houben. "Wichtig ist jetzt, dass die Bundesregierung als Hauptaktionär der Deutschen Post für eine zügige Anpassung der Gebühren für Sendungen aus dem Ausland sorgt."

Eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste kam 2016 zu dem Ergebnis, dass der Deutschen Post damals durch den Transport chinesischer Waren und die Kostenverhältnisse jährlich ein Verlust von rund 120 Millionen Euro entstand./swe/DP/zb

(AWP)