Gerade zwei Woche ist es her, dass ein Trio bekannter Volkswirte seiner Institution vorwarf, nicht entschieden genug für etwas mehr Inflation zu sorgen. Drei Monate zuvor hatte noch Donald Trumps Finanzministerium aus einer ganz anderen Richtung gefeuert und der Schweiz Währungsmanipulation vorgeworfen, weil sie interveniert, wenn der Franken zu stark wird.

Inzwischen haben sich Investoren für höhere Inflationsraten positioniert und den Franken damit innerhalb von 14 Tagen 3 Prozent abgewertet, auf unter 1,10 zum Euro. Damit hat die SNB auf einmal an beiden Fronten wieder Luft.

Die schwächere Währung dürfte sowohl die Inflation als auch das Wachstum der von der Pandemie gebeutelten Wirtschaft ankurbeln. Die Abwärtsbewegung bedeutet auch, dass die Zentralbank am Devisenmarkt buchstäblich keinen Finger krumm zu machen braucht und Irritationen bei Präsident Joe Biden gar nicht erst aufkommen müssen.

"Es ist wirklich gut für die SNB, weil sie nicht intervenieren müssen", sagte Alessandro Bee, ein Ökonom bei der UBS. "Interventionen sind ein unangenehmes Thema, wenn man sich mit den Amerikanern zusammensetzen muss."

Big Spender

Die Abwertung, die begann als Investoren sich von sicheren Anlagen trennten um sich für eine globalen Erholung nach der Pandemie zu positionieren, kam den Schweizern gelegen.

Die SNB hat über Jahre hinweg atemberaubende Summen ausgegeben um den Aufwärtstrend des Franken zu stoppen und Deflation zu verhindern. Doch trotz der Interventionen und dem niedrigsten Zinssatz der Welt mit minus 0,75 Prozent, ist der Inflationsdruck schwach.

Das hat zuletzt Stefan Gerlach, einen früheren irischen Notenbanker, der nun bei EFG International wirkt, Yvan Lengwiler von der Universität Basel, und Charles Wyplosz vom Genfer Graduate Institute dazu veranlasst, einen neuen Ansatz zu fordern. Doch die Notenbanker sehen keine Notwendigkeit, ihre Strategie neu zu fassen.

Es ist anzunehmen, dass sie bei ihrer nächsten Zinsentscheidung am 25. März erneut bestätigen werden, dass es bei der Bereitschaft zu intervenieren ebenso bleibt wie bei Negativzinsen.

Ob ein fallender Franken nachhaltig Preiswachstum erzeugen kann, wird man sehen. Die Inflation ist mittlerweile seit über einem Jahr negativ und die Löhne wachsen kaum. Die SNB könnte unter grösseren Druck kommen, ebenso wie die Europäische Zentralbank ihre gesamte Strategie auf den Prüfstand zu stellen.

"Sie brauchen eine Überprüfung, aber ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, da bin ich mir nicht sicher" meint die Ökonomin Nadia Gharbi von Banque Pictet & Cie. "Ich denke sie werden einfach die Daumen drücken, dass der Franken nicht wieder aufwertet."

(Bloomberg)