"Ist die Gold-Erfolgsstory zu Ende?", fragte cash seit vergangenem Freitag seine Leser. Das Umfrage-Ergebnis zeigt ein relativ klares Resultat: Rund 60 Prozent der rund 1800 Umfrageteilnehmer glauben, dass Gold in diesem Jahr weiter zulegen wird. Gut 40 Prozent hingegen meinen, der Goldpreis werde sich weiter seitwärts bewegen.

Das Umfrageergebnis gibt die herrschende Marktmeinung ziemlich genau wieder. Das Gros der Goldauguren erwartet für 2013 ebenfalls höhere Notierungen. Nach einer Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs zum Beispiel dürfte der Goldpreis in den kommenden drei Monaten auf 1825 Dollar klettern. Derzeit notiert der Unzenpreis bei rund 1690 Dollar.

Gar einen neuen Rekordpreis prognostizieren 19 von insgesamt 23 Analysten und Händlern, die von der London Bullion Market Association beobachtet werden. Sie erwarten für dieses Jahr einen Durchschnittspreis auf Rekordniveau und ein Hoch bei 1914 Dollar. Der bisherige Höchstpreis von 1901 Dollar wurde Anfang September 2011 erzielt.

Mit einer solchen Performance würde der Goldpreis die Mitte 2011 unterbrochene Rally von zehn Jahren wieder aufnehmen. In der letzten Dekade von 2000 bis 2010 ist der Kurs im Jahresschnitt um durchschnittlich 18 Prozent gestiegen.

Grosse Minderheit glaubt an Seitwärtstrend

Das vergangene Jahr konnte die Erwartungen an den Goldpreis aber nicht erfüllen. Die von vielen erhoffte Rally ist ausgeblieben. Trotz US-Präsidentenwahl, Fiskalklippe und den europäischen Problemen hat der Goldkurs zur Überraschung vieler nicht den Vorwärtsgang eingelegt. Gut 40 Prozent der cash-Leser glauben denn auch, dass sich der Goldpreis im 2013 weiter seitwärts entwickeln wird. Dieser Meinung ist zum Beispiel auch die Credit Suisse.

Die CS-Goldanalysten prognostizieren dem Edelmetall ein bescheidenes Aufwärtungspotenzial von 1740 Dollar. Laut Bloomberg-Daten hat die Credit Suisse zusammen mit der dänischen Danske Bank in den letzten acht Quartalen die Preisbewegungen am genauesten vorausgesagt. Wenig Optimismus versprüht auch die französische Société Générale. Sie korrigiert den Durchschnittspreis je Unze Gold von 1800 Dollar auf 1700 Dollar.

Aktien besser als Gold 

Ein wichtiger Grund, der gegen eine Wiederaufnahme der Goldrally spricht, liegt in der mangelnden Verzinsung. Anders als bei Obligationen oder Aktien können Goldkäufer nur von steigenden Kursen profitieren. Gerade die Aktienmärkte sind derzeit für Anleger besonders attraktiv in Anbetracht der nach wie vor tiefen Bewertung.

Wie sich der Goldpreis entwickelt und ob Gold weiterhin als "sicherer Hafen" dient, wird massgeblich von der Entwicklung der europäischen Schuldenkrise, dem Wirtschaftswachstum der Staaten und der Geldpolitik der amerikanischen Notenbank beeinflusst werden.