Das ist ein Tick mehr als im Vorquartal und von Experten erwartet. Es war zudem das stärkste Plus seit dem dritten Quartal 2015. Dabei profitierte die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt von staatlichen Investitionen in die Infrastruktur. Auch der Bauboom kurbelt die Wirtschaft an. Allerdings rechnen Experten mit einer Abkühlung des Wachstums im Jahresverlauf, weil Konjunkturhilfen auslaufen und die Behörden verstärkt gegen eine Überhitzung des Immobilienmarktes vorgehen. Auch die steigende Verschuldung und die Gefahr eines Handelskrieges mit den USA unter dem neuen Präsidenten Donald Trump könnten den Exportweltmeister belasten.

Die Konjunktur in China kühlt nach Jahren des Booms mit teils zweistelligen Zuwachsraten bereits seit geraumer Zeit ab. Für dieses Jahr erwartet die Regierung ein Wachstum von 6,5 Prozent, nachdem es 2016 mit 6,7 Prozent das kleinste Plus seit 26 Jahren gab. Diese Abschwächung nimmt die Führung in Peking bewusst in Kauf, weil sie die Wirtschaft umbauen und nachhaltiger gestalten will. Die Abhängigkeit vom Export soll verringert, der Binnenkonsum gestärkt und der Kampf gegen die massive Umweltverschmutzung forciert werden. Zudem sollen Überkapazitäten in der Stahl- und Kohle-Industrie abgebaut und nicht rentable Unternehmen geschlossen werden.

Reformen brauchen Zeit

Das überraschend kräftige Wachstum im ersten Quartal dürfte zwar hier die Zuversicht für einen Erfolg der Reformen stärken und an den Finanzmärkten für etwas Beruhigung sorgen. Doch zugleich dürften Sorgen wachsen, dass der Regierung der Kurswechsel nicht so rasch gelingt. "Es sind aktuell gute Nachrichten. Aber es ist schwieriger vorherzusagen, wo China mit der Konjunkturabkühlung landen wird. Die Unsicherheiten bleiben hoch", sagte Analyst Hidenobu Tokuda vom japanischen Finanzhaus Mizuho.

Denn noch immer ist China auf massive Staatshilfen angewiesen. So stiegen die Investitionen der Öffentlichen Hand im ersten Quartal um 21 Prozent zum Vorjahr. Auch die rekordhohe Stahlproduktion im März zeigt, dass China weiterhin stark auf die sogenannte "alte Wirtschaft" als Wachstumsmotor angewiesen ist, auch wenn zugleich die Einzelhandelsumsätze stärker zulegten als erwartet und sich der Automarkt als robust erwies.

Zudem droht China ein Handelsstreit mit den USA. Der neue US-Präsident Trump wirft China vor, sich unfaire Vorteile zulasten von US-Firmen zu verschaffen und hat mit Einfuhrzöllen gedroht. Zuletzt gab es aber versöhnlichere Töne aus Washington, wohl auch weil Trump China zu einem stärkeren Engagement für eine Lösung des Nordkorea-Konflikts bewegen will.

Aber auch die wachsende Verschuldung und die Furcht vor einer Überhitzung des Immobilienmarktes bereitet Ökonomen Sorgen. Der Staat versucht mit einer strengeren Kreditvergabe und Auflagen für den Wohnungskauf vorzubeugen. Dies könnte im Gegenzug aber das Wachstum bremsen.

(Reuters)