Ihre Bewerbung liegt auf dem Pult Ihres möglichen zukünftigen Vorgesetzten, Sie sind zum Gespräch eingeladen, die Nervosität steigt. Der Vorteil: Sie haben es bis hierher geschafft. Der Nachteil: Jetzt müssen Sie das Gespräch meistern. Es reihen sich mögliche Fettnäpfchen aneinander. Fragen, die Sie Ihrem möglicherweise nächsten Chef lieber nicht stellen, sind zum Beispiel diese:

1. «Was macht die Firma eigentlich genau?»

Nein, das ist nicht gut. Wenn Sie sich nicht informiert haben, dann haben Sie kaum eine Chance, die Stelle zu bekommen. Das wirkt so ähnlich, wie wenn Sie am Morgen aufwachen und die Frage stellen: "Wo bin ich?" (und es wirklich nicht wissen). Detailfragen zum Jobprofil dürfen Sie natürlich stellen, aber seien Sie auf jeden Fall gut vorbereitet!

2. «Wie lange, glauben Sie, brauchen wir etwa?»

Wahrscheinlich ist die Dauer eines Bewerbungsgesprächs angegeben. Falls nicht: Es dauert so lange, wie es dauern muss. Das Gespräch beenden nicht Sie, sondern Ihr Gegenüber. Falls Sie einen Zug verpassen, ist das in diesem Falle für einmal egal. Und in den meisten Branchen werden sie nicht kurz vor Mitternacht zum Gespräch eingeladen, so dass Ihnen der letzte Zug vor der Nase wegfährt. Überhaupt: Beim Jobgespräch die verfügbare Zeit grosszügig einzuplanen ist wichtig!

3. «Kann ich schnell telefonieren gehen?»

Sagen wirs so: Wenn Sie nicht gerade dringendst Ihre Aktien verkaufen müssen (vielleicht, weil die Nationalbank gerade die Euro-Kursuntergrenze aufgehoben hat oder Griechenland die Euro-Zone verlässt und die Märkte verrückt spielen) oder weil jede Minute ein Lebensereignis grösster Tragweite eintreffen kann (auf jeden Fall grösser als Ihre künftige Stelle, Abwägungssache!), dann ist ihr Mobiltelefon während des Gesprächs auf Stumm oder im Flugmodus oder abgeschaltet. Punkt. Sie schreiben auch keine SMS während des Gesprächs. Sie lesen nicht einmal welche. Und auf die Uhr schauen, ist auch sehr unhöflich.

4. «Kann ich schnell aufs WC?»

Gehen Sie vorher. Oder nachher. Oder falls es die gibt, in einer Pause. Aber deswegen das Gespräch zu unterbrechen, ist etwas sehr peinlich.

5. «Kann ich die Krawatte ausziehen?» (Jäcklein, Jackett, Schuhe, Uhr, Socken...)

Sie haben sich für das Gespräch so angezogen, wie Sie es für angemessen halten. Sich Kleidungsstücken zu entledigen, passt dann nicht gut ins Bild. Wenn Ihr Gesprächspartner sagt, Sie sollen doch das Jackett ausziehen, dann lehnen Sie das höflich ab. Vorausetzung für solche Souveränität ist natürlich, dass Sie nicht gerade ein wollenes Deux-Pièces oder einen besonders gut gefütterten Anzug für ein Vorstellungsgespräch im Hochsommer anhaben. Die richtige Garderobe fällt in den Bereich der guten Vorbereitung, und dieser sollten Sie genug Zeit widmen.

6. «Wann erhalte ich meine erste Lohnerhöhung?»

Gierig, gierig. Sie bekommen eines Tages mehr Salär, wenn Sie gut in ihrem Job sind. Aber danach fragen, geht nicht. Lohnerhöhungen können durchaus Teil des Bewerbungsgesprächs sein, weil man Ihnen eine solche vielleicht bei Erreichen bestimmter Ziele in Aussicht stellt. Aber dies unterbreitet Ihnen Ihr Gesprächspartner. Nach dem Zeitpunkt zu fragen, ist in den meisten Situationen sehr ungeschickt.

7. «Wann kann ich meine ersten Ferien beziehen?»

Sie denken schon wieder daran, auszuspannen und den Schreibtisch für zwei, drei Wochen zu verlassen? Macht keinen guten Eindruck, sorry. Ein Neuanfang im Job bedeutet erst einmal Engagement und harte Arbeit. Das wollen Ihre späteren Vorgesetzten auch spüren. Wonach Sie aber fragen dürfen, sind zum Beispiel die Probezeitbedingungen: Während der Testphase haben sie in der Regel eine Feriensperre.

8. «Haben Sie vielleicht einen anderen Job für mich?»

Sie sind in einem Bewerbungsgespräch, nicht in einem Restaurant oder beim Online-Shopping. Wenn die Firma plötzlich auf die Idee kommt, dass man sich für Sie einen andern Aufgabenbereich vorstellen könnte, dann teilt man Ihnen das mit. Dann lädt man Sie aber wahrscheinlich separat noch einmal ein.

9. «Gibt es ein weiteres Gespräch oder muss ich nicht mehr kommen?»

Damit gestehen Sie Ihre Niederlage ein. Falls Sie mindestens zwei unter Punkt 1 bis 8 aufgeführte Fragen gestellt haben, ist das vermutlich das beste. Dann ist Ihnen immerhin zu so viel Realismus zu gratulieren. Und fürs nächste Mal: Machen Sie es besser!