Die Atomtestanlage im nördlichen Landesteil werde geschlossen, meldeten staatliche Medien am Samstag. Machthaber Kim Jong Un erklärte laut Nachrichtenagentur KCNA, weitere Tests für die Atomwaffen und Interkontinentalraketen seien nicht mehr nötig. Das Land habe sein Ziel erreicht, Atomwaffen zu entwickeln. Zugleich kündigte das international weitgehend isolierte Land an, es wolle im Dialog mit der internationalen Gemeinschaft Frieden und wirtschaftliches Wachstum erreichen.

US-Präsident Donald Trump sprach per Twitter von "sehr guten Nachrichten für Nordkorea und die Welt". Es sei ein grosser Fortschritt. Er freue sich auf das Gipfeltreffen mit Kim. Dieses ist für Ende Mai oder Juni geplant. Die USA verlangen von Nordkorea eine komplette Aufgabe des Atomprogramms. Südkorea begrüsste die Ankündigung als "bedeutsamen Fortschritt" auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel.

Die Testaussetzung werde auch dazu beitragen, ein sehr positives Umfeld für das geplante innerkoreanische Gipfeltreffen zu schaffen, erklärte das Präsidialamt. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem Schritt nach vorne. Wichtig sei jedoch, dass er zu einer überprüfbaren Denuklearisierung führe. Verteidigungsminister Itsunori Onodera warnte davor, bereits jetzt den Druck auf Nordkorea zu lockern.

Der Abbau der Testanlage im Norden solle das Ende der Atomtests garantieren und transparent machen, hiess es in der KCNA-Meldung. Die Anlage in Pyunggye-ri ist die einzige bekannte derartige Einrichtung. In ihr wurden alle sechs unterirdischen Atomtests unternommen. Kim hatte am Freitag das Zentralkomitee der Arbeiterpartei zu einer Plenarsitzung zusammengerufen. Vornehmliches Ziel der Partei und des gesamten Landes sei jetzt der Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft und die spürbare Verbesserung des Lebensstandards der Menschen, hiess es weiter.

Entspannung seit Jahresanfang

Nach den jahrelangen Spannungen wegen des Atom- und Raketenprogramms Nordkoreas hatten sich die Beziehungen des Landes zum Süden und zu den USA in jüngster Vergangenheit verbessert. Den Grundstein dafür legte Kim in seiner Neujahrsansprache, als er erklärte, sein Land sei "eine friedliebende und verantwortungsbewusste Atommacht". Nordkoreas Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Süden sorgte für eine weitere Entspannung. Danach vereinbarten Kim und Südkoreas Präsident Moon Jae In ein Gipfeltreffen, das am 27. April stattfinden soll.

Nord- und Südkorea befinden sich formell nach wie vor im Kriegszustand. Der Konflikt von 1950-53 wurde mit einem Waffenstillstandsabkommen beendet, einen Friedensvertrag gibt es nicht. Sorgen vor einer militärischen Eskalation wurden in den vergangenen Jahren besonders durch Nordkoreas Raketen- und Atomtests geschürt, an denen die Führung in Pjöngjang trotz UN-Sanktionen festhielt.

2017 testete der international nahezu völlig isolierte Staat seinen bislang grössten Atomsprengsatz. Im November erprobte er eine Interkontinentalrakete, mit der das Gebiet der USA in Reichweite seiner Atomwaffen gerät. Auf dem Höhepunkt der Spannungen drohten Kim und Trump einander mit Vernichtung.

Nach der Entscheidung Nordkoreas blieben einige Fragen offen, sagte Professor Nam Sung Wook von der Korea-Universität in Seoul. Zum Bespiel, ob Nordkorea nur auf die Weiterentwicklung seines Atomprogramms verzichte, oder ob es alle Nuklearanlagen schliessen werde. Auch sei nicht klar, was mit den vorhandenen Atomwaffen geschehen solle.

Nordkorea hat sein vom UN-Sicherheitsrat verurteiltes Atomprogramm stets als notwendige Abschreckung gegen eine feindliche Politik der USA gerechtfertigt. Die USA haben 28.500 Soldaten in Südkorea stationiert.

(Reuters)