Die Krise in der Autoindustrie hat dem Ifo-Institut zufolge die deutsche Konjunktur viel Wachstum gekostet. "Diese Schwäche dürfte den Anstieg der Wirtschaftsleistung 2019 um etwa 0,75 Prozentpunkte gedämpft haben", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Montag. "Dabei haben wir die Zulieferungen aus anderen Branchen berücksichtigt."

Auch wegen der schwächelnden deutschen Vorzeigebranche dürfte das Bruttoinlandsprodukt im abgelaufenen Jahr mit 0,6 Prozent so langsam gewachsen sein wie seit 2013 nicht mehr, sagen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen voraus. 2018 hatte es noch ein Plus von 1,5 Prozent gegeben.

Beschäftigung geht zurück

"Auch auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt der Strukturwandel jetzt seine Spuren", sagte Wollmershäuser. Seit Anfang 2019 habe die Beschäftigtenzahl im Kraftfahrzeugbau saisonbereinigt um 1,3 Prozent abgenommen. Zudem meldeten rund 14 Prozent der Automobilfirmen bei einer Ifo-Umfrage im Dezember Kurzarbeit. Das liegt deutlich über dem Schnitt der übrigen Industrie, der bei sieben Prozent lag. Für die kommenden drei Monate erwarten sogar 19 Prozent der Unternehmen in der Autobranche Kurzarbeit.

"Interessanterweise stieg gleichzeitig die Nachfrage nach deutschen Autos 2019", betonte der Münchner Ökonom. "Die Kunden wurden aber nicht aus der inländischen Produktion bedient." Diese schrumpfte im vergangenen Jahr um 8,9 Prozent, nachdem sie bereits 2018 um 9,3 Prozent zurückgegangen sei.

"Vielmehr weitete die Branche die Produktion deutscher Marken an Standorten ausserhalb Deutschlands aus und führte die Autos dann nach Deutschland ein", so Wollmershäuser. Eine mögliche Ursache für die Produktionsverlagerungen sei ein vermehrtes Umrüsten deutscher Standorte auf die Herstellung von Elektroautos. "In der Übergangsphase fällt das Angebot an neu produzierten Pkw in Deutschland weg, und die vormals an den deutschen Standorten produzierten Pkw mit herkömmlichen Antrieben werden in anderen europäischen Ländern hergestellt", sagte Wollmershäuser.

Tesla & Co könnten 400'000 Jobs kosten

Durch die Umstellung auf Elektromobilität sind in Deutschland einem Zeitungsbericht zufolge bis 2030 bis zu 410'000 Arbeitsplätze gefährdet. Allein in der Produktion von Motoren und Getrieben könnten 88'000 Stellen wegfallen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf einen Bericht der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM).

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte dem Bericht zufolge aber vor Schwarzmalerei. Das Horrorszenario von 410'000 Jobverlusten basiere auf der Annahme, dass es bis 2030 nur in geringem Umfang E-Autos und Batteriezellen aus deutscher Produktion geben werde, sagte VDA-Geschäftsführer Kurt-Christian Scheel der Zeitung.

Das sei ein unrealistisches Extremszenario, das so nicht eintreten werde. 

(Reuters/cash)