Der Prämienrückgang "ist eine gute Nachricht für alle Familien und alle Personen, die Prämien bezahlen", sagte Bundesrat Alain Berset am Dienstag bei der Bekanntgabe der Krankenkassenprämien für das nächste Jahr vor den Medien.

Der Rückgang erkläre sich zum einem damit, dass die Krankenkassen im Hinblick auf die geschätzten Gesundheitskosten im nächsten Jahr knapp gerechnet hätten. Die Krankenkassen würden zudem 380 Millionen Franken den Versicherten zurückbezahlen als freiwillige Reduktion ihrer Reserven von heute 12,4 Milliarden Franken.

Die 380 Millionen Franken entsprächen etwa 1,2 Prozent der durchschnittlichen Prämie, sagte der Gesundheitsminister. Die Kombination aus der Abnahme der mittleren Prämie um 0,2 Prozent und der Rückzahlung der 380 Millionen Franken führe dazu, dass die mittlere Prämienlast für Schweizer Haushalte im nächsten Jahr um mehr als 1 Prozent sinke.

Sinkende Prämien in 14 Kantonen

2022 beläuft sich die mittlere Monatsprämie auf 315.30 Franken, das entspricht im Vergleich zu 2021 einer Senkung um 0,2 Prozent, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag mitteilte. Seit 2011 ist die mittlere Prämie im Durchschnitt jährlich um 2,4 Prozent angestiegen, seit Inkrafttreten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung 1996 betrug die jährliche Erhöhung sogar 3,5 Prozent.

Die mittlere Prämie für Erwachsene (373.80 Franken) und junge Erwachsene (263.80 Franken) sinkt gegenüber dem vergangenen Jahr um 0,3 Prozent beziehungsweise 1 Prozent. Die Prämie für Kinder sinkt leicht um 0,3 Prozent und beträgt 99.60 Franken. Die Prognosen zeigen zudem eine Senkung der mittleren Prämie in mehr als der Hälfte der Kantone.

In den 14 Kantonen BE, BL, BS, FR, GE, GR, JU, NE, SZ, TI, VD, VS, ZG und ZH liegen die durchschnittlichen Anpassungen der mittleren Prämie unter oder bei null Prozent. In den zehn Kantonen AG, AI, AR, LU, NW, SG, SH, SO, TG und UR beträgt die Erhöhung zwischen null und einem Prozent. In den übrigen zwei Kantonen GL und OW liegt der Anstieg höher als ein Prozent.

Die unterschiedlichen Durchschnittsprämien liessen sich zum Teil mit den verschiedenen Kostenentwicklungen erklären, welche die Kantone erwarteten, sagte BAG-Direktorin Anne Lévy vor den Medien. Diese würden unter anderem von der Altersstruktur, der Dichte des Versorgungsangebots und den Gewohnheiten der Patientinnen und Patienten beeinflusst.

Auswirkungen der Pandemie offen

Die langfristigen Kosten der Corona-Pandemie können gemäss Gesundheitsminister Berset noch nicht beziffert werden. Somit sei auch unklar, welche Folgen die Pandemie auf die künftigen Prämien habe. Die Regierung will aber bis Ende 2022 einen Bericht ausarbeiten, der die finanziellen Folgen der Pandemie im Gesundheitswesen ausweist.

"Die Pandemie hat auch unser Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt - und sie tut es noch immer", sagte Berset. Es sei aber noch zu früh, die Kosten und den Einfluss auf die Prämien zu beziffern.

Weitere Sparmassnahmen aufgegleist

Die positive Prämienentwicklung zeige, dass "wir nicht ausgeliefert sind" sagte Berset. Der Bundesrat sei der Ansicht, dass die 12,4 Milliarden Franken Reserven der Krankenkassen zu hoch seien. Das schaffe Handlungsspielraum für die nächsten Jahre.

Die Versicherten in der Schweiz dürften erwarten, dass die Reserven in den nächsten Jahren weiter abgebaut würden. Die Anstrengungen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen müssten weiter gehen.

Aufgrund der demografischen Entwicklung und des medizinisch-technischen Fortschritts würden die Kosten im Gesundheitswesen auch künftig weiter ansteigen.

Der Bundesrat habe sich aber zum Ziel gesetzt, die Kosten zu senken und habe dazu zwei Massnahmenpakete vorbereitet, sagte Berset. Ein erstes Massnahmenpaket ist laut Berset zurzeit beim Parlament in Beratung. Ein zweites Paket befindet sich beim Bundesrat in Ausarbeitung und werde dem Parlament im ersten Vierteljahr 2022 vorgelegt. Das Sparpotenzial wird auf mehrere Hundert Millionen Franken geschätzt.

(AWP)