Dem Aufruf schlossen sich unter anderen der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, die Labour-Graswurzelorganisation Momentum und Umweltaktivisten der Initiative YouthStrike4Climate an. Die grösste Demo wird vor dem Regierungssitz Downing Street in London erwartet. Sie soll um 13.00 Uhr (MESZ) starten.
"Wir sind nicht hier, um Boris freundlich zu bitten. Wir wollen ihn zum Einlenken zwingen. Das bedeutet zivilen Ungehorsam und die Bereitschaft, für Behinderungen zu sorgen", hiess es auf der Webseite der Organisatoren. Bereits am Mittwochabend hatten tausende Demonstranten im Regierungsviertel zeitweise den Verkehr lahmgelegt. Scotland Yard teilte mit, die Polizei habe einen "angemessenen Plan" vorbereitet.
Cleverer Schachzug
Premierminister Boris Johnson hatte am Mittwoch bei Queen Elizabeth II. erfolgreich beantragt, das Parlament in London von Mitte September bis Mitte Oktober zu suspendieren, um dann in einer neuen Sitzungsphase sein Regierungsprogramm vorzulegen. Die sogenannte Prorogation ist eigentlich Routine. Doch der Schritt ist kurz vor dem EU-Austrittsdatum 31. Oktober höchst umstritten. Die Zeit, in der die Abgeordneten einen ungeregelten Brexit per Gesetzgebungsverfahren noch verhindern könnten, ist dadurch stark verkürzt.
Die Gegner eines No-Deal-Brexits versuchen nun, gerichtlich gegen die Schliessung des Parlaments vorzugehen. In den wenigen verbliebenen Sitzungstagen wollen sie zudem im Schnellverfahren ein Gesetz verabschieden, das der Regierung den Weg zu einem ungeregelten EU-Austritt versperrt. Notfalls wollen sie die Sitzungen bis spät in die Nacht und ins Wochenende hinein ausdehnen. Weitere Proteste sind auch für Montag und Dienstag angekündigt.
(AWP)