Die Kolumne "Gopfried Stutz" erschien zuerst im 

Kindlimann Fabian ist ein Böser, ein sehr guter Schwinger also, ein Eidgenosse sogar, obschon er jüngst in Zug den Gewinn eines weiteren Kranzes verpasst hat. Seinem Steckbrief entnehme ich, dass sein liebstes Buch das Sparbuch sei.
Wahrscheinlich will der Zürcher aus Dürnten andeuten, dass Lesen nicht zu seiner Leidenschaft gehört. Denn auch ihm dürfte nicht entgangen sein, dass Sparkonti kaum mehr Zinsen abwerfen und keinerlei Freude bereiten. Er kann nur darauf hoffen, obenaus zu schwingen und sich als einer der Ersten an den üppigen Gabentempeln bedienen zu können.

Ich hingegen hoffe, dass diese über zehnjährige Dürreperiode endlich vorbeigeht. Angefangen hat sie mit der Finanzkrise vor über zehn Jahren. Um eine Rezession abzuwehren, haben die dominierenden Zentralbanken die Notenpresse angeworfen und die Märkte mit Geld überflutet. Sie hofften, dass die Wirtschaft die günstige Gelegenheit am Schopf packt, billige Kredite aufnimmt, um den Wirtschaftsmotor zum Brummen zu bringen. Doch statt in die Wirtschaft floss das billige Geld mehrheitlich in die Finanzmärkte: Aktien, Obligationen und Immobilien wurden teurer und teurer.

Die Notenbanken orientieren sich bei ihrer Geldpolitik an der Inflation. Eine Rate in der Grössenordnung von zwei Prozent wäre das Ziel. Doch trotz der genannten Geldschwemme vermochte dieses Ziel nicht erreicht werden. Hätten wir eine Inflation, würden auch die Zinsen wieder steigen.

Wo das Geld tatsächlich in die Wirtschaft floss, führte das nicht zu höheren Preisen, sondern eher zu tieferen. Die Produktionskapazitäten wurden ausgebaut, doch die Nachfrage nach den neuen Produkten hat nicht entsprechend angezogen, sodass die Güter zu tieferen Preisen feilgeboten werden. Also gerade das Gegenteil dessen, was die Notenbanken wollten.

Dass diese Tiefzinspolitik für die Sozialwerke verheerend ist, dürfte bekannt sein. Ebenso fatal wäre es, wenn nun die Staaten wegen des billigen Geldes eine Investitionsoffensive starten und ihre Schulden erhöhen oder die Schuldenbremse aushebeln, wie das verschiedentlich gefordert wird. 

Eine Kehrtwende ist nicht in Sicht. Entsprechende Hoffnungen wurden mit der Nomination von Christine Lagarde als künftige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) und damit als Nachfolgerin von Mario Draghi enttäuscht.
Am Donnerstag macht die Schweizerische Nationalbank ihre vierteljährliche Lagebeurteilung. Sie wird den Leitzins unverändert lassen oder sogar noch weiter senken.

Ich sehe trotzdem einen Hoffnungsschimmer: Die kritischen Stimmen namhafter Experten, die die Negativzinsen kritisieren, häufen sich. Und oft kommt es sowieso anders, als man denkt. Vor allem anders, als all die Auguren im Chor prophezeien.