Weltweit wird getrauert, viele Länder setzten Flaggen auf halbmast, darunter auch weit entfernte Königreiche wie Thailand und Malaysia, ebenso abgelegenen Südpazifik-Staaten wie die Cookinseln.
Mit dem Tod der Queen ist die Krone direkt an Charles übergegangen. Bei der Proklamation am Samstag handelt es sich also eher um eine mit viel Prunk begangene Formalie. Die Queen starb am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral.
Die britische Premierministerin Liz Truss versicherte dem neuen König am Freitag die Treue der Briten. Auch er verdiene Loyalität, sagte Truss im Parlament in London vor einem vollen Haus überwiegend schwarz gekleideter Abgeordneter.
Über die Queen sagte Truss: "Ihre Majestät war eine der grössten Führungspersönlichkeiten, die die Welt je gesehen hat. Ihre weisen Worte haben uns in den schwierigsten Zeiten gestärkt. In den dunkelsten Momenten der Pandemie hat sie uns die Hoffnung gegeben, dass wir uns wieder (mit anderen) treffen können." König Charles habe in seinem Leben ebenfalls schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. "Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe", sagte sie. "Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König."
Am Freitagmittag läuteten an Hunderten britischen Kirchen die Glocken, eine Stunde später wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse im Gedenken an die gestorbene Königin abgefeuert. Etwa am Tower von London, in Edinburgh, Cardiff, Plymouth, York, Stonehenge sowie in Gibraltar, dem britischen Überseegebiet an der Südspitze Spaniens, und an Bord mehrerer Kriegsschiffe waren Kanonen im Einsatz, wie das Verteidigungsministerium berichtete.
Soldatinnen und Soldaten teils in zeremonieller Uniform feuerten etwa alle zehn Sekunden einen Schuss ab, insgesamt 96, einen für jedes Lebensjahr von Elizabeth II.
Das in zehn Tagen erwartete Staatsbegräbnis der Queen dürfte eines der bislang grössten Ereignisse des 21. Jahrhunderts werden. Auf der offiziellen Website der Royals wurde ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet, auf dem Menschen aus aller Welt mit Namen, E-Mail-Adresse und Wohnort Beileidsbekundungen hinterlassen können.
Wie der Palast am Freitag mitteilte, soll nach dem Begräbnis noch sieben Tage getrauert werden. Bis dahin sollen auch die Flaggen an den königlichen Schlössern auf halbmast wehen, mit Ausnahme der Königlichen Standarte, wenn der König anwesend ist.
Die Beisetzung findet voraussichtlich am Montag, den 19. September, statt. Doch das wurde vom Palast noch nicht bestätigt.
Der neue König Charles III. reiste noch am Freitag mit seiner Frau Camilla, der neuen Königin (Queen Consort) von Schottland nach London, um zu einem ersten Gespräch mit der neuen Premierministerin Truss zusammenkommen. Truss war noch am Dienstag in Balmoral von der Queen formell mit der Regierungsbildung beauftragt worden.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hob am Freitag die enorme Bedeutung der Queen für die Britinnen und Briten hervor. "Es fühlt sich für Menschen in aller Welt, vor allem in Grossbritannien, so an, als wäre uns ein Teil unseres Lebens, den wir für selbstverständlich gehalten haben, genommen worden", sagte der oberste Geistliche der Church of England im BBC-Interview. Für viele Menschen breche nicht nur eine Zeit der Trauer an, sondern auch eine der Unsicherheit, in der sie sich fragten, was von Dauer sei.
Schon vor Jahren wurde minutiös geplant, was nach dem Tod der Queen passieren soll. Der neue König tritt zum Beispiel in den kommenden Tagen eine Trauerreise durch das Vereinigte Königreich an.
Politiker aus aller Welt zollten der Königin Respekt. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte die Königin als "Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland", Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fügte einer ersten Reaktion vom Donnerstag am Freitag noch die Worte hinzu: "Für euch war sie eure Königin, für uns war sie die Königin." Kein anderes Land habe die Queen so oft besucht wie Frankreich.
US-Präsident Joe Biden nannte die Queen eine einzigartige Staatsfrau und "mehr als eine Monarchin", Kanadas Premierminister Justin Trudeau erinnerte an "Weisheit, Mitgefühl und Wärme" der Queen, die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern an das "unerschütterliche Pflichtbewusstsein" der Monarchin.
Indiens Premierminister Narendra Modi schrieb, die Queen habe "Würde und Anstand im öffentlichen Leben" personifiziert.
Die 1926 geborene Queen wurde 1952 Königin. Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der EU (Brexit) äusserte sie sich nicht.
Nach dem Tod der Queen hat die dänische Königin Margrethe II. (82) das Programm für die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum an diesem Wochenende deutlich reduziert. Angesichts der traurigen Nachricht werde das Programm auf Wunsch der Königin angepasst, teilte das dänische Königshaus am Freitag mit. Konkret bedeutet das, dass die grössten Möglichkeiten für die Bevölkerung, die Monarchin am Wochenende zu Gesicht zu bekommen, nicht stattfinden werden./swe/DP/mis
(AWP)