Nordkorea gab an, mit dieser Bombe auch eine Langstreckenrakete bestücken zu können. Das Land wertete den Test als "absoluten Erfolg".

Die Zündung sei ein "sehr bedeutsamer Schritt beim Erreichen des Ziels, die staatliche Nuklearmacht zu vervollständigen", sagte die Nachrichtensprecherin des nordkoreanischen Staatsfernsehens. Das Fernsehen zeigte einen handgeschriebenen Befehl von Machthaber Kim Jong Un zur Zündung der Bombe am Mittag des 3. September nordkoreanischer Zeit.

Auf den Test aufmerksam wurde das Ausland zunächst durch ein starkes Erdbeben, das durch die Zündung verursacht worden war: Erdbebenwarten in Südkorea, Japan, China und den USA meldeten ungewöhnliche Stosswellen, die vom Bereich des nordkoreanischen Atomwaffentest-Geländes Punggye-ri ausgingen. Das Beben hatte demnach die Stärke 6,3.

Nach südkoreanischen Angaben war dies fünf bis sechs Mal stärker als beim letzten Atomwaffentest vor einem Jahr, der bis dahin als der stärkste gegolten hatte.

Kim Jong Un inspiziert Bombe

Bereits wenige Stunden vor der Explosion hatte Nordkorea erklärt, eine Wasserstoffbombe entwickelt zu haben, mit der Interkontinentalraketen bestückt werden könnten. Kim Jong Un habe im Institut für Atomwaffen eine solche Bombe inspiziert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.

Es handle sich um eine "thermonukleare Waffe mit einer ausserordentlichen Explosionskraft, geschaffen durch unsere eigenen Anstrengungen und eigene Technologie", zitierte die Agentur den Machthaber. Alle Komponenten der Wasserstoffbombe seien "zu 100 Prozent im eigenen Land hergestellt".

Wasserstoffbomben sind potenziell besonders verheerende Nuklearwaffen, mit denen sich weit stärkere Explosionen erzeugen lassen als mit herkömmlichen Atombomben.

Bereits im Januar 2016 hatte Pjöngjang erklärt, erstmals eine Wasserstoffbombe erfolgreich getestet zu haben. Damals bezweifelten Experten allerdings, dass es sich bei dem Atomtest tatsächlich um eine Wasserstoffbombe gehandelt habe. Solche Bomben sind technisch ausserordentlich kompliziert herzustellen.

Die Stosswellen der neuen Explosion waren bis über Nordkoreas Grenzen spürbar. Der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV berichtete von Erschütterungen in der Stadt Changchun, die etwa 400 Kilometer von Nordkoreas Atomwaffen-Testgelände entfernt liegt. In grösserer Nähe zur nordkoreanischen Grenze berichteten zahlreiche Internetnutzer von starken Beben, die sie dazu zwangen, ihre Häuser zu verlassen.

Südkorea fordert vollständige Isolierung

Mit dem Waffentest nahm Nordkorea eine weitere Isolierung in Kauf. Der südkoreanische Staatschef Moon Jae In forderte die "schärfste Bestrafung" der Regierung in Pjöngjang. Der UNO-Sicherheitsrat müsse weitere Sanktionen verhängen, um Nordkorea "vollständig zu isolieren".

Moon kündigte auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats an, mit dem Verbündeten USA über die Entsendung der "stärksten strategischen Potenziale des US-Militärs" zu sprechen. Möglicherweise waren damit taktische Nuklearwaffen gemeint, die Washington 1991 aus Südkorea abgezogen hatte.

Auch Nordkoreas Verbündeter China erklärte seine "entschiedene Ablehnung und scharfe Verurteilung" des nordkoreanischen Vorgehens. Die Volksrepublik China hatte bereits im vergangenen Monat den neuen scharfen Strafmassnahmen des UNO-Sicherheitsrats zugestimmt.

Die japanische Regierung legte scharfen Protest bei der nordkoreanischen Botschaft in Peking ein. Das russische Aussenministerium warf Nordkorea eine "demonstrative Missachtung" der Vorgaben des UNO-Sicherheitsrats vor. Dies verdiene "die schärfste Verurteilung".

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einer "Provokation", auf die die internationale Gemeinschaft "mit grösster Standhaftigkeit" reagieren müsse.

USA sehen sich bedroht

Der Atomversuch folgte auf den Test vergangene Woche mit einer Rakete, die über Japan geflogen ist. Die USA beraten deswegen gerade schon mit Japan oder auch den Mitgliedern im Weltsicherheitsrat über Gegenmassnahmen.

Nordkorea arbeitet derzeit offenbar daran, seine Bomben so zu verkleinern, dass sie als Sprengköpfe auf Interkontinentalraketen montiert werden können. Damit könnten sie auch die USA erreichen, die die Führung in Pjöngjang als ihren grossen Feind sieht.

Die USA verfolgen die Entwicklung der Atomsprengköpfe und der Interkontinentalraketen besonders mit Sorge, weil sie einen Schlag gegen amerikanisches Territorium befürchten.

(AWP)