"Wir sehen, dass der Ölpreis vom aktuellen Niveau weiter ansteigt", sagt UBS-Rohstoff-Analyst Giovanni Staunovo im Video-Interview. Dafür verantwortlich sei Donald Trump mit seiner harschen Umsetzung der Iran-Sanktionen, was zu einem Förderrückgang führe und den Markt entsprechend verknappe. "Die Lager werden weiterhin fallen und wir dürften durchwegs noch einen Anstieg gegen 85 Dollar pro Fass Brent sehen", lautet seine Prognose.

Der Ölpreis zeigt bereits seit einiger Zeit deutlich nach oben. Allein in den letzten 12 Monaten hat sich Rohöl um 55 Prozent von 47 auf aktuell 75 Dollar pro Fass der Marke Brent verteuert:

Entwicklung Rohölpreis Sorte Brent in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Staunovo sieht in Trump den Hauptverantwortlichen für den noch weiter ansteigenden Rohölpreis. Dabei war es ausgerechnet der US-Präsident, der die Förderpolitik der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) für den hohen Ölpreis verantwortlich machte und dafür scharf kritisierte.

"Das Opec-Monopol muss sich daran erinnern, dass die Benzinpreise steigen und es wenig tut, um zu helfen", schrieb Trump vergangene Woche auf Twitter. "Wenn überhaupt, dann treiben sie die Preise in die Höhe, während die Vereinigten Staaten viele der Mitglieder für sehr wenig Geld verteidigen." Das sei keine Einbahnstrasse. "Jetzt die Preise reduzieren", forderte Trump.

Die Opec hat seit einiger Zeit in gemeinsamer Absprache Förderkürzungen in Kraft mit dem Ziel, die Ölpreise zu stabilisieren und um einen erneuten Preiszerfall, wie im Januar 2016 geschehen, zu verhindern.

Der Chef des Kartells, Suhail bin Mohammed al-Masrui, konterte vor zwei Tagen gegenüber Reuters die Anschuldigungen von Trump: "Die Opec trägt nicht alleine die Schuld für alle Probleme in der Ölbranche." Man habe bereits beim Treffen im Juni in Wien reagiert und sich auf eine höhere Ölproduktion geeinigt.

Trump mit Iran-Sanktionen

Ein wichtiges Opec-Mitglied ist Iran. Und Donald Trump hat jüngst alle Länder dazu aufgefordert, ihre Öleinfuhren aus dem Iran auf null zu reduzieren. Dem Markt würden bei einer konsequenten Umsetzung dieser Forderung bis zu 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag fehlen.

Um steigende Ölpreise aufgrund einer dadurch verursachten Angebotsverknappung zu verhindern, müssten andere Länder in die Bresche springen, allen voran der weltweit grösste Ölproduzent Saudi Arabien. Was gemäss Staunovo problematisch ist: "Saudi Arabien müsste so viel produzieren wie noch nie zuvor und hätte dann keine Kapazitäten mehr für zusätzliches Öl."

Bislang würden die Sanktionen gegen den Iran noch wenig bewirken, meint Staunovo. Was sich aber bald ändern werde: "Bis November sollte man sehen, dass die Abnehmer von iranischem Öl die Kaufsmenge deutlich reduzieren werden, da sie sonst Sanktionen ausgesetzt werden", so der Rohöl-Experte. So würden sich etwa europäische Firmen solche Sanktionen nicht erlauben können.

Im Video-Interview sagt Staunovo ausserdem, wie sich ein sinkender Ölpreis auf die US-Wirtschaft auswirken würde.

(cash/AWP)