Vorläufige Studiendaten hätten gezeigt, dass der Covid-19-Impfstoff der beiden Unternehmen nach drei Dosen effektiv gegen die Omikron-Variante wirke, teilten Biontech und Pfizer am Mittwoch mit. Virologen gehen aber davon aus, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffes sinnvoll ist. Biontech könnte einen weiterentwickelten Impfstoff nach eigenen Angaben bis Ende März auf den Markt bringen.

Die Mainzer Biotechfirma und ihr US-Partner Pfizer fanden in Laborstudien heraus, dass ihr Impfstoff nach zwei Dosen deutlich geringere Neutralisierungstiter gegen Omikron aufweist und damit weniger wirksam ist. Drei Dosen konnten die Variante aber neutralisieren. Die Daten hätten auch gezeigt, dass eine Auffrischungsimpfung die neutralisierenden Antikörpertiter im Vergleich zu zwei Dosen um das 25-fache erhöht.

Blutproben von Personen, die vor einem Monat ihre dritte Booster-Impfung erhielten, neutralisierten die Omikron-Variante demnach in etwa so wirksam wie Blutproben von zweifach Geimpften den ursprünglichen Wuhan-Stamm. Eine zweifache Impfung könne vermutlich aber immer noch gegen eine schwere Erkrankung schützen, wohl aber nicht gegen eine Infektion mit Omikron.

Die neue Variante wurde im November erstmals in Südafrika entdeckt und tritt nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits in fast 60 Ländern auf. Die WHO bezeichnet Omikron als "besorgniserregende" Variante. Wissenschaftler sind vor allem besorgt über die hohe Zahl der Mutationen am Spike-Protein.

Neuer Impfstoff laut Virologin notwendig

"Diese ersten Daten lassen darauf schliessen, dass eine Auffrischungsimpfung immer noch einen ausreichenden Schutz gegen eine durch die Omikron-Variante ausgelöste Erkrankung jeglicher Schwere bieten kann", erläuterte Biontech-Chef Ugur Sahin die Ergebnisse der Laboruntersuchung. "Grossflächige Impf- und Auffrischungskampagnen auf der ganzen Welt könnten uns dabei helfen, Menschen weltweit besser zu schützen und durch den Winter zu kommen."

Biontech und Pfizer arbeiteten bereits an einem Varianten-spezifischen Impfstoff gegen Omikron. Sie gehen davon aus, diesen bis Ende März bereit stellen zu können, sollte eine Anpassung für einen höheren sowie langanhaltenderen Schutz notwendig sein.

Studien am Afrika Health Research Institut berichteten am Dienstag von einem 41-fachen Rückgang der neutralisierenden Antikörper gegen die Omikron-Variante. Die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt hält die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffs für notwendig, wie sie auf Twitter schrieb. Sie veröffentlichte am Mittwochmorgen Daten zur Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die neue Variante. Der Charite-Virologe Christian Drosten sprach von sehr wichtigen Daten. "Sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis notwendig."

Doch selbst drei Monate nach einer Booster-Impfung mit Biontech sieht Ciesek bei ihrer Untersuchung nur eine Neutralisation von 25 Prozent bei Omikron im Vergleich zu 95 Prozent bei der noch vorherrschenden Delta-Variante und spricht von einer bis zu 37-fach reduzierten neutralisierenden Wirkung der Antikörper im Vergleich zur Delta-Variante. Bei einer sechs Monate zurückliegenden zweifachen Impfung mit Biontech, Moderna sowie einer Kreuzimpfung von AstraZeneca/Biontech sei eine Antikörperreaktion nicht einmal messbar gewesen. 

(Reuters)