Stiegen die Infektionszahlen weiterhin an, sei eine Ausweitung der Pflicht zum Zertifikat für Geimpfte, Genesene und Getestete zu prüfen, sagte Lukas Engelberger, der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, der Zeitung "SonntagsBlick". Betroffen vom Obligatorium wären laut seiner Aussage kleinere Anlässe, sportliche Aktivitäten, Sportanlässe, die Gastronomie oder Besuche in Spitälern und Pflegeheimen.

Vom Vorschlag, dass sich nicht geimpftes Pflegepersonal kennzeichnen müsse, hält Engelberger dagegen nichts. Ebenso lehnt er es ab, für die für das Zertifikat nötigen Schnelltests Geld zu verlangen. Kosteten die Tests, sei zu befürchten, dass die Menschen sich weniger testen liessen. Das Bundesamt für Gesundheit plant derweil einen Workshop zur Frage, wie sich mehr Menschen zum Impfen motivieren lassen.

Thomas Cueni, Generaldirektor des Internationalen Pharmaverbandes in Genf, fordert indessen, dass reiche Länder überschüssige Impfdosen sofort ärmeren Ländern zur Verfügung stellen müssten. "Wir kommen nicht aus der Pandemie heraus, wenn nicht alle geimpft sind", sagte er zur "SonntagsZeitung".

Die Verteilung der Impfstoffe sei das Problem, nicht deren Herstellung. Cueni sitzt im Koordinationsausschuss der Covax-Initiative und kritisiert auch die Schweiz. Sie habe die Lieferung von vier Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs versprochen, aber bisher nicht umgesetzt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weist die Kritik zurück.

Der Bundesrat habe den Entscheid am 30. Juni getroffen, seither liefen die Arbeiten mit den involvierten Partnern. Stossend ist für Cueni auch, dass gewisse Länder Jugendliche Impfen, während in anderen Staaten nicht einmal Impfstoff für Vulnerable verfügbar ist. Laut BAG würden mit dem Verzicht auf die Impfung für Jugendliche verschwindend wenige Dosen verfügbar.

(AWP/cash)