Nach den Zahlen ist vor den Zahlen: Kaum hat das letzte Unternehmen der Schweizer Börse die Jahresrechnung für 2012 vorgelegt, präsentieren die ersten Firmen bereits die Ergebnisse für das erste Quartal dieses Jahres. Die Ems-Gruppe machte am Montag den Anfang. Die meisten Unternehmen werden ab kommender Woche ihre Zahlen präsentieren.

Können die Unternehmenszahlen die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllen, wird dies an der Börse in der Regel mit teils starken Kursrückgängen abgestraft. Stärker als erwartet ausgewiesene Zahlen hingegen hieven die Aktienkurse hoch. Vor allem für den Pharmasektor stehen die Zeichen gut.

"Roche könnte für eine positive Überraschung sorgen", sagt Peter Stenz, Fondsmanager bei Swisscanto, zu cash. Der Pharmakonzern präsentiert am Donnerstag die Umsatzzahlen. Stenz geht davon aus, dass die Erwartungen der Analysten übertroffen werden. Roche habe mit den beiden Medikamenten Perjeta und Zelboraf zwei starke Umsatztreiber in den Reihen, so der Fondsmanager. Christian Gattiker, Researchleiter bei der Bank Julius Bär, führt noch ein weiteres Argument für den Pharmasektor ins Feld: Den starken Dollar. "Dieser wird sich positiv auf die Roche-Zahlen auswirken", sagt Gattiker. Der Dollar verteuerte sich im ersten Quartal dieses Jahres zum Franken um über zwei Prozent.

Auch Novartis, das am 24. April über das erste Quartal informiert, könnte die Marktprognosen schlagen. "Zwar drückt das Auslaufen diverser Patente auf den Aktienkurs, aber der Markt im Falle von Novartis etwas zu negativ", sagt Stenz. Roche hat seit Anfang Jahr einen Performancevorsprung von über fünf Prozent gegenüber Novartis.

Credit Suisse im Vorteil dank Investmentbanking

Erfrischende Akzente erwartet Swisscanto-Fondsmanager Stenz vom Bankensektor. Sein Augenmerk liegt dabei auf der Credit Suisse, welche im Gegensatz zur UBS am Investmentbanking festhält. Der gute Start des Investmentbankings ins 2013 dürfte sich positiv in den Ertragszahlen bemerkbar machen, so Stenz. Fakt ist: Im ersten Quartal dieses Jahres sind weltweit mehr Bond-Emissionen, Fusionen und Akquisitionen sowie Börsengänge über die Bühne gegangen als noch in der Vorjahresperiode. Detaillierte Informationen gibt’s am 24. April.

Eric Steinhauser, Anlagechef der Privatbank Rahn & Bodmer, verweist noch auf einen weiteren Sektor: "Mineralölunternehmen könnten positiv überraschen. Transocean wie auch Weatherford konnten Anfang Jahr Preiserhöhungen bei ihren Serviceverträgen durchsetzen". Allerdings hat es Weatherford bislang nicht geschafft, die Probleme in der Rechnungslegung zu lösen. "Dies macht eine Prognose sehr schwierig", sagt Steinhauser.

Skepsis bei Syngenta

Eher skeptisch ist Stenz beim Pflanzenschutz- und Saatgutproduzenten Syngenta, das am 18. April sein Zahlenset veröffentlicht. Zwar hat der US-Branchenkonkurrent Monsanto solide Zahlen abgeliefert, gleichzeitig sind aber die Rohstoffpreise stark zurückgekommen. Erste Spuren dieses Preiszerfalls dürften sich in den Erstquartalszahlen finden.

Diese Aussage steht diametral zur Meinung der Bank Berenberg. Diese erhöhte am Dienstag das Rating von Hold auf Buy mit einem neuen Kursziel von 515 Franken (vormals 350 Franken). Die Papiere von Syngenta notieren am Dienstag bei 388 Franken. Der Berenberg-Analyst rechnet in den kommenden sieben Jahren mit Umsatzwachstumsraten von 8,5 Prozent pro Jahr. "Ich glaube nicht, dass diese Zielsetzung erreicht wird", sagt Stenz. Das Unternehmen selbst orientiert sich an einer jährlichen Zielrate von 8 Prozent.

Vorsicht bei Small- und Midcaps

Steinhauser wiederum mahnt bei den Small- und Midcap-Unternehmen, die ein grosses Exposure in der Eurozone aufweisen, zur Vorsicht. Die fragile Entwicklung der Wirtschaft im Euroraum könnten einige Unternehmen zwingen, den Ausblick für Gewinn und Wachstum nach unten anzupassen, so Steinhauser.

EZB-Präsident Mario Draghi hat für das zweite Halbjahr eine leichte Belebung der Wirtschaft im Euroraum in Aussicht gestellt. Der sanfte Aufschwung in der Eurozone sollte sich in den Halbjahreszahlen der Unternehmen niederschlagen. "Bleiben diese Erwartungen unerfüllt, wird es zu deutlichen Anpassungen der Gewinnaussichten kommen", sagt Steinhauser.