Auch die Industrie- und Finanzbeteiligungsgruppe Artemis spürt die Folgen der Abschaffung des Euro-Mindestkurses. Der Umsatz fiel im ersten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode deutlich um 12 Prozent auf 571,5 Millionen Franken. Im ganzen letzten Jahr erzielte Artemis noch einen um knapp 4 Prozent höheren Umsatz von 2,67 Milliarden Franken. 

Artemis-Besitzer Michael Pieper führt den Umsatzrückgang vor allem auf die Frankenaufwertung zurück. Und diesbezüglich gibt sich Pieper keinen Illusionen hin. "Mein Wunsch wäre ein Frankenkurs von 1,10 zum Euro und 1 Franken zum Dollar. Aber das werden wir sehr wahrscheinlich nicht erreichen. Wir müssen mit einer Situation von 1:1 zum Euro rechnen", sagt Michael Pieper im cash-Video-Interview, als er nach den mittel- und langfristigen Aussichten des Frankenkurses befragt wird.

Gelitten unter der Frankenaufwertung hat im ersten Quartal vor allem die Franke-Gruppe, das Herzstück von Artemis und einer von vier Teilbereichen (nebst der Immobiliensparte, dem Autozulieferer Feintool und den Finanzbeteiligungen an börsenkotierten Firmen). Beim Küchenbauer fallen ein Viertel der Lohnkosten in der Schweiz an. Der Umsatz der Gruppe auf dem Heimatmarkt liegt aber bloss bei 16 Prozent. Daher wird Franke auch kaum um Entlassungen in der Schweiz herumkommen, wie an einer Medienorientierung zum Jahresabschluss von Artermis bekannt wurde. Die Verlagerung von Stellen ins Ausland sei ebenfalls ein Thema.

Pieper ist für die Geschäfte von Franke in der Eurozone recht zuversichtlich. Südeuropa ziehe leicht an, Deutschland sei in einer sehr guten Verfassung. Seine Zuversicht gilt wegen der Währungssituation aber nicht für den Heimmarkt: "Ich bin nicht optimistisch für die Schweiz, ich sehe zusätzliche Schwierigkeiten auf uns zukommen."

"Klima in der Schweiz ist wie vergiftet"

Die Folgen der Frankenaufwertung sind noch nicht richtig absehbar. Sie machen sich nun aber schon beim Wachstum deutlich bemerkbar. Die Schweizer Wirtschaftsleistung sank im ersten Quartal 2015 erstmals seit dem dritten Quartal 2011. Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) verminderte sich um 0,2 Prozent, wie letzte Woche bekannt wurde.

Der Betriebsgewinn (EBIT) von Artemis erhöhte sich im 2014 um einen Viertel auf 162 Millionen Franken. Der Gewinn nach Steuern verringerte sich im Vorjahresvergleich um 4,5 Prozent auf 178 Millionen Franken. Diese Levels sind nach diesem Jahresauftakt natürlich in Gefahr.

Allgemein drückt bei Pieper, dessen Vermögen auf über drei Milliarden Franken geschätzt wird, eine gewisse Schweiz-Verdrossenheit durch: "Das Klima in der Schweiz ist wie vergiftet. Das Land ist in zu viele Skandale verwickelt, wie Fifa-und Bankenskandale. Das finde ich nicht gut, das passt nicht zu uns. Wir waren früher immer einfach, bescheiden und solid", so Pieper gegenüber cash.

Deutlich optimistischer als die Wirtschaftssituation in der Schweiz schätzt Pieper die Börsen ein. "Ich beurteile den Aktienmarkt momentan als gut, bei guten Firmen." Es sei viel besser, in eine Firma mit einer Rendite von drei bis vier Prozent zu investieren als Bargeld bei der Bank bei 0,75 Prozent Strafzinsen zu lagern. "Bei gut geführten Firmen wie Nestlé, Novartis, Roche, aber auch etwa bei Lindt & Sprüngli, bin ich sehr positiv eingestellt."

Pieper überraschte im letzten Dezember die Börsenwelt, als er beim Bauausrüster AFG Arbonia Forster einstieg. Er hält bereits namhafte Beteiligungen an Rieter, Autoneum, Adval Tech, Forbo, bei Feintool ist es die Mehrheit. Pieper kann sich vorstellen, dass er, beziehungsweise seine Artemis, in weitere Schweizer Firmen einsteigen wird. "Wir haben zwei, drei 'Targets', die wir seit Jahren beobachten."

Michael Pieper äussert sich im cash-Video-Interview auch zur Gefahr einer Deindustrialisierung der Schweiz und zu seiner Beteiligung bei AFG Arbonia Forster.