Experten sind uneins, ob die Aufnahmen den Beginn der Stilllegung zeigen oder die Abrissarbeiten zu einem Versuch gehören, Beweismittel über den tatsächlichen Stand des Atomwaffenprogramms zu beseitigen.

Auf den Satellitenbildern - die jüngsten stammen vom 14. Mai - sehe es so aus, als ob oberirdische Gebäude und Einrichtungen abgebaut würden, sagt der Bildanalyse-Experte Scott LaFoy. "Das könnte auf eine Schliessung hindeuten, da man dafür Ingenieure und Monteure vor Ort benötigt." Offenbar abgerissen seien bislang ein Bürogebäude und eine Anlage mit einem Kompressor, mit dem Luft in die Tunnel gepumpt wurde, in denen Atombomben gezündet worden seien, sagte der Abrüstungsexperte Frank Pabian.

Die Arbeiten deckten sich mit nordkoreanischen Presseberichten, nach denen die Schliessung des Geländes vorbereitet werde. Darin sagte die Regierung unter anderem zu, die Tunnel zu sprengen und dann die Eingänge zu versiegeln. Gleichzeitig sollen Forschungs-, Mess- und Überwachungseinrichtungen abgebaut werden.

Noch keine Inspektoren zur Schliessung eingeladen

Zur offiziellen Schliessung von Punggye Ri ist eine Zeremonie geplant, zu der einige ausländische Journalisten eingeladen sind. Internationale Inspektoren, die bestätigen könnten, dass die Anlage wirklich unbrauchbar gemacht wird, sind bislang nicht zugelassen. Experten bleiben daher skeptisch. Das Testgelände sei der härteste Beweis für die Atom-Fortschritte Nordkoreas, sagt Suh Kune-Yull, Professor für Nukleartechnik an der Universität Seoul. "Offenbar versucht Nordkorea, alle Beweise für seine Atomwaffenfähigkeit zu beseitigen."

Auch anderen Experten mahnen zur Vorsicht. Die Satellitenbilder zeigten, dass die Anlage offenbar stillgelegt werde, sagt LaFoy. "Nicht erkennbar ist aber, ob das Gelände auf Jahre hin nicht mehr zu benutzen sein wird oder der Betrieb binnen Wochen oder Monaten wieder hochgefahren werden kann."

Nordkoreanischen Staatsmedien zufolge soll Punggye Ri zwischen dem 23. und dem 25. Mai zerstört werden. Die Atom- und Raketentests hatten im vergangenen Jahr die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea erhöht. Seit Jahresbeginn herrschte jedoch Tauwetter. Für den 12. Juni ist sogar ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geplant.

Dahinter steht aber plötzlich wieder ein Fragezeichen. Sollten die USA weiter darauf bestehen, dass Nordkorea sein Atomprogramm aufgibt, müsse über das Treffen noch einmal nachgedacht werden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf den ersten Vize-Aussenminister Kim Kye Gwan.

(Reuters)