Gut 20 Wochen nach Arbeitsbeginn hat der neue Postchef am Donnerstag im neuen Paketzentrum in Cadenazzo TI seine Zukunftspläne für die nächsten 10 bis 20 Jahre skizziert. Abgeschlossen sei der Strategieprozess jedoch noch nicht, betonte er laut Mitteilung vor den Medien.

Das Ziel der neuen Strategie für die Jahre ab 2021 ist, dass die Post auch in Zukunft die Grundversorgung ohne Steuergelder finanzieren will. Und die Zukunftsstrategie soll möglichst wieder Ruhe in den krisengebeutelten Konzern bringen. Die Post müsse wieder Relevanz gewinnen für die Menschen und die Wirtschaft in der Schweiz.

Und dafür "müssen wir uns bewegen", so Cirillo. Dabei müsse der Konzern auch den Mut haben, ausgetretene Pfade zu verlassen. Dafür habe er eine Gruppe von Mitarbeitenden gebildet, die meisten zwischen 30 und 40 Jahre alt, nicht zwingend aus dem obersten Kader. Sie entwickelt die Strategie der Post ab 2021. Die möglichen Szenarien werden dann der Konzernleitung, dem Verwaltungsrat und schliesslich auch dem Bund als Eigener unterbreitet.

Wegbereiterin einer digitalen Schweiz

Einige Ideen der neuen Strategie seien naheliegend, findet Cirillo. Dazu gehöre der starke Ausbau der Dienstleistungen im Bereich "Feinverteilung und Letzte Meile für die Schweiz". Zukunftsweisender sind die Untersuchungen der Strategiegruppe, wie die Post als "Wegbereiterin einer digitalen papierlosen Schweiz" Dienste und Stärken etablieren kann.

Nach vielen Gesprächen mit Partnern, Kunden und Behörden habe die Post zudem entschieden, auch bereichsübergreifende Branchenlösungen ins Visier der Strategie zu nehmen: zum Beispiel im Bereich Gesundheit, Unterstützung der Aufgaben von Behörden oder im Finanzsektor.

Noch während die neue Strategie ausgearbeitet wird, entstehen laut Cirillo in Neuenburg und Bellinzona neue hochwertige Arbeitsplätze im IT-Bereich. Dort sollen dezentrale Kompetenzzentren entstehen. Ähnliche Massnahmen in anderen Bereichen werden in den nächsten Monaten geprüft.

Gürtel enger schnallen

So oder so muss die Post den Gürtel aber vorübergehend etwas enger schnallen. 2020 will Cirillo nur soviel investieren, wie das Resultat für das laufende Jahr erlaubt. "Wir wollen nicht mehr Geld ausgeben als einnehmen."

Weiterfliegen sollen dereinst die Postdrohnen, die nach zwei Unfällen derzeit am Boden bleiben. Derzeit ist die Post mit der Weiterentwicklung des Sicherheitskonzeptes beschäftigt. Steht dieses, steht einer Wiederaufnahme des Betriebs nichts entgegen, betonte Cirillo im Interview mit Keystone-SDA-Video.

Impulse für die neue Strategie 2021 holte sich der neue Postchef in den letzten Wochen bei gegen 30 Besuchen in Poststellen, Paket- und Briefzentren und an den Haustüren von Kundinnen und Kunden. Er habe die Begeisterung und Bedenken der Mitarbeitenden gehört, versicherte Cirillo nach 129 Tagen an der Spitze des Konzerns.

Der 48-jährige Tessiner hatte die operative Führung der Post am 16. April übernommen. Er löste Ulrich Hurni ab, der die Konzernleitung nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff im Juni 2018 interimistisch übernommen hatte. Ruoff war wegen des Buchungsskandals bei Postauto zurückgetreten.

(AWP)