"Die Schlüsselfaktoren sagen voraus, dass Trump das Weisse Haus verlieren wird", sagte Lichtman am Mittwoch. Mit den Schlüsselfaktoren meint der Wissenschaftler 13 Anhaltspunkte, anhand derer er eine Prognose für den Ausgang des Präsidentenrennens vornimmt. 

Sieben von 13 dieser Faktoren sprächen für Joe Biden, der sich im November als Kandidat der Demokraten und Herausforderer zur Wahl stellt. Dazu gehören die Zugewinne der Demokraten in den Mid-Term-Elections 2018, kurz- und langfristige wirtschaftliche Krisenanzeichen und soziale Unruhen. Solche haben die USA vor wenigen Wochen nach dem Tod von George Floyd erlebt, der bei einer Festnahme durch einen Polizisten starb.

Zwar bezeichnet Lichtman den ehemaligen Vizepräsidenten Biden als "wenig inspirierenden" Kandidaten. Trump fehle es allerdings ebenfalls an "Charisma" - was im Lichtman-System schwerer wiegt. Dieser Faktor war 2016 ein Grund, weswegen er die Niederlage von Hillary Clinton voraussagte. 

Wie Alan Lichtman 2016 den Trump-Wahlsieg korrekt voraussagte

Für Amtsinhaber Donald Trump sprechen nur sechs von 13 Faktoren. Dies bedeutet, dass er seinen Schreibtisch im Weissen Haus im Januar wird räumen müssen.

Ein Plus für Trump ist laut Lichtman der Amtsinhaberbonus und die Tatsache, dass es keinen innerparteilichen Gegner gebe. Auch gibt es bisher keinen dritten Kandidaten, der Trump Stimmen wegnehmen könnte. Trump könne zudem die Steuererleichterungen von 2017 aus Erfolg verbuchen und die Tatsache, dass es keine aussenpolitischen und militärischen Niederlagen gegeben habe. 

 

 

Laut Lichtman gibt es Faktoren "ausserhalb der Schlüsselfaktoren", welche die Wahl beeinflussen könnten. Dazu zählt der Professor auch mögliche Wahlunregemässigkeiten. In den Umfragen liegt Herausforderer Biden vorne, was vor allem daran liegt, dass die Wirtschaftskrise als Folge der Coronaviruspandemie die Erfolgsbilanz von Amtsinhaber Trump schwer beschädigt hat. In einer neuen Umfrage ist Bidens Vorsprung allerdings von 7 auf noch 3 Prozentpunkte geschrumpft.

Lichtman sagt seit 1984 den Ausgang von Präsidentschaftwahlen voraus. Einmal lag Lichtman allerdings - teilweise - falsch: 2000 sagte er einen Sieg on Al Gore voraus, wobei Gore in der Tat über alles gesehen mehr Stimmen erreichte als sein Gegner George W. Bush. Bush erreiche nach juristischen Querelen letztlich aber mehr Elektorenstimmen und wurde Präsident.

Es ist die Zahl der Elektorenstimmen der Bundesstaaten, die den Ausschlag in einer US-Präsidentenwahl geben. 2016 erreichte Hillary Clinton ebenfalls mehr Stimmen als Trump, erhielt aber von Anfang an nicht die Mehrheit im Wahlmännergremium.