Die Recherchen von Public Eye und Global Witness zeigten erstmals, dass von den Schweizer Rohstoffkonzernen Glencore und Vitol direkt oder indirekt bezahlte Mittelsmänner verdächtigt werden, Schmiergelder an den ehemaligen Petrobras-Direktor Paulo Roberto Costa bezahlt zu haben, schreiben die beiden Nichtregierungsorganisationen (NGO) am Freitag in einer Mitteilung.

Im Rahmen der Ermittlungen um jahrelange Schmiergeldzahlungen bei Bauprojekten des Ölkonzerns Petrobras haben die brasilianischen Ermittler auch die Verträge zwischen den drei grössten Schweizer Rohstoffhandelsfirmen und Petrobras für den Verkauf von Rohöl und raffinierten Produkten untersucht. Darauf beruft sich die NGO-Recherche.

Die NGO sprechen von "exklusiven Enthüllungen", die zeigten, dass nicht nur Schweizer Banken in diesen Skandal verwickelt gewesen seien. Die drei Schweizer Rohstoffkonzerne bestreiten gemäss der Medienmitteilung der NGO jegliche Beteiligung an den Bestechungshandlungen.

Konzerne bestreiten Beteiligung

Auf Anfragen der Agentur Keystone-SDA haben die Unternehmen bisher nicht reagiert. Ob die Bundesanwaltschaft in dieser Sache aktiv wird, war bis am Freitagmittag ebenfalls nicht in Erfahrung zu bringen.

Laut Angaben der Bundesanwaltschaft vom April dieses Jahres wurden im Petrobras-Verfahren bisher über hundert Strafverfahren eröffnet. Zudem blockierte sie über eine Milliarde Franken. 200 Millionen Franken wurden an Brasilien zurückerstattet.

Die Petrobras-Schmiergelder liefen unter dem Codenamen "Lava Jato" (Autowäsche). In den Skandal verwickelt waren zahlreiche Geschäftsleute und Politiker. Dutzende sitzen mittlerweile im Gefängnis.

Lulas Stolperstein

Ihren Ausgangspunkt hat die Geldwäscherei-Affäre in der Regierungszeit von Präsident Lula da Silva. Auch er wurde wegen der Korruptionsvorwürfe zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

"Lavo Jato" steht laut NGO-Mitteilung beispielhaft für die wichtige Rolle des Finanz- und Rohstoffplatzes Schweiz in der transnationalen Korruption. Der Wirtschaftsstandort Schweiz habe massgeblich zu diesem "gigantischen Skandal" beigetragen.

Die NGO verweisen in diesem Zusammenhang auf die Bewertung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vom März. Darin wird bedauert, dass "die getroffenen Massnahmen nicht wirksam, verhältnismässig und abschreckend sind". Der Schweizer Rohstoffhandel müsse endlich angemessen und verbindlich reguliert werden.

tt/

(AWP)