Das Verbot zur Vergabe von Krediten und Hypotheken habe für Postfinance lange Zeit keine Rolle gespielt, weil daneben das Zinsdifferenzgeschäft genügend Geld gebracht habe, erklärte der Rechtsanwalt, frühere Ständerat und Ex-Staatsrat des Kantons Freiburg in der "Samstagsrundschau" von Radio SRF. Dies habe sich mit dem Einbruch in der Sparte geändert. Das Ausmass sei aber schwierig vorhersehbar gewesen.

Die Post hätte früher vom Parlament einen Grundsatzentscheid über eine Öffnung von Postfinance verlangen sollen, sagte der 69-jährige Post-Präsident. Derzeit ist eine Aufhebung des Hypothekar- und Kreditverbots für Postfinance und eine Privatisierung im Parlament in Diskussion. Der Bundesrat verabschiedete im Sommer eine Vorlage zur Änderung des Postorganisationsgesetzes.

Weitere Schrumpfung bei Nein

"Bekommt Postfinance aber keine neuen Möglichkeiten zum Geldverdienen, kann sie nicht mehr systemrelevant bleiben", sagte Schwaller dem "Blick". "Mittelfristig müssten wir das finanzielle Risiko für die Post weiter herunterfahren."

Zwei Drittel oder 6,3 Milliarden Franken des Post-Eigenkapitals stecken in Postfinance. Die Post gibt jährlich eine Garantie über 1,5 Milliarden Franken für ihre Finanztochter ab. Weil Postfinance mit 2,7 Millionen Kunden als systemrelevante Bank gilt, benötigt das Unternehmen ein bestimmtes Notfallkapital.

Postfinance leitete inzwischen eine Reduzierung der Kundengelder auf 91 Milliarden Franken ein. Sollte das Parlament Nein sagen zur Kreditvergabe, stellte Schwaller eine weitere Schrumpfung in Aussicht: "Es würde mich erstaunen, wenn man ohne Ausweitung des Postfinance-Geschäfts zu einer anderen Lösung mit gleich vielen Kunden und Kundengeldern käme."

(AWP)