Wer derzeit eine Hypothek benötigt – sei es zur Kauffinanzierung oder zur Ablösung eines bestehenden Kredits – hat die Qual der Wahl. Denn viele Zinssätze sind auf sehr tiefen Niveaus angelangt. Zwar haben sich die Schweizer Kapitalmarktzinsen und mit ihnen die Hypotheken in den letzten Tagen etwas nach oben bewegt. Sie sind aber immer noch deutlich tiefer als noch Mitte März.

Eine durchschnittliche zehnjährige Festhypothek kostet beispielsweise 1,47 Prozent. Vor einem Monat waren es noch 1,58 Prozent. Bei fünfjährigen Festhypotheken ist der Zins bei 1,07 Prozent angekommen – 6 Basispunkte tiefer als vor einem Monat, wie Daten von hypotheken-versteigerung.ch zeigen.

Den tiefsten Zinssatz bietet die St. Galler Pensionskasse (1,02 Prozent) an (siehe Tabelle). Auch die BVK (Personalvorsorge des Kantons Zürich) und die Aargauische Pensionskasse offerieren einen günstigen Zins. Die Vorsorgeinstitute haben den Vorteil, dass sie den Auflagen des antizyklischen Kapitalpuffers (AZP) nicht unterstehen. Seit 2014 müssen Banken in der Schweiz 2 Prozent eines Hypothekarkredits in Form von Eigenmitteln hinterlegen. Damit soll einer Überhitzung am Immobilienmarkt entgegengewirkt werden.

Ausgewählte Hypothekarzinsen im Vergleich (Festhypothek 10 Jahre)

AnbieterZinssatz, in %
St. Galler Pensionskasse1,02
Crédit Agricole Financements1,15
hypoclick.ch1,155
BVK, EasyHypo1,21
digihyp1,22
AXA Winterthur1,24
family-net.ch1,25
Migros Bank1,36
Credit Suisse1,6
Zürcher Kantonalbank1,69

Quelle: Vermögenspartner, Stand 25.04.17

Auch für Versicherungen gilt der AZP nicht. Sie haben zudem den Vorteil, mit den Prämienzahlungen über einen konstanten Geldfluss zur Refinanzierung der Hypotheken zu verfügen. Banken hingegen müssen sich am Kapitalmarkt finanzieren, was ihre Kosten im Vergleich zu Versicherungen ansteigen lässt. Günstigste Versicherung bei langfristigen Festhypotheken ist AXA Winterthur. Aber auch Helvetia, Swiss Life, Zurich und Generali bieten attraktivere Zinskonditionen als die meisten Banken an.

Zwischen den Pensionskassen und den Versicherungen tummeln sich verschiedene Online-Anbieter. Hypoclick (Bank BSU), EasyHypo (Basler KB) oder digihyp (Bank Coop) sind zwar die digitalen Ableger unterschiedlicher Banken. Durch einen tieferen administrativen Aufwand können sie den Kunden aber einen Preisvorteil anbieten.

Die "normalen" Banken können mit Zinsen unter 1,3 Prozent nicht mithalten. Die Migros Bank (1,36 Prozent) ist noch die preiswerteste. Grosse Institute wie Credit Suisse (1,6 Prozent), Raiffeisen (1,64 Prozent) oder die Zürcher Kantonalbank (1,69 Prozent) sind hingegen deutlich teurer.

Vergleichen lohnt sich

Der Unterschied zwischen tiefstem und höchstem Zinssatz ist momentan also so gross, dass Immobilienkäufer über die gesamte Laufzeit mehrere tausend Franken sparen können. Konkret: Die Zinskosten für eine zehnjährige Festhypothek (Volumen 1 Million) belaufen sich bei der St. Galler Pensionskasse auf total 102'000 Franken. Bei der ZKB sind es 169'000 Franken – eine Differenz von 67'000 Franken oder ein Gegenwert etlicher schöner Designermöbel.

Beim Anbietervergleich darf auch nicht ausser Acht gelassen werden, dass es sich bei den publizierten Zinssätzen jeweils um sogenannte "Schaufenster-Hypotheken" handelt. Das heisst, mit Verhandlungsgeschick sind noch tiefere Zinsen möglich. Ebenfalls zu Rabatten kommt, wer bei einer Bank neben der Hypothek noch andere Dienstleistungen bezieht (Sparkonto, Aktiendepot, Säule 3a).

Wie geht es nun weiter?

Die für den Schweizer Hypothekarmarkt richtungsweisenden Kapitalmarktzinsen haben sich am Montag deutlich nach oben bewegt (siehe Chart). Der sozialliberale Emmanuel Macron hatte in der ersten Runde zur französischen Präsidentschaftswahl mehr Stimmen als die Rechtspopulistin Marine Le Pen erhalten. Marktbeobachter sehen deshalb ein geringeres Risiko eines "Frexit", also das Verlassen Frankreichs der Euro-Zone. Unlängst waren Schweizer Staatsanleihen bei verunsicherten Investoren wieder beliebter geworden, was ihre Renditen in den Keller drückte.

Ob sich nun auch die Hypothekenzinsen weiter verteuern, ist allerdings unklar. Bereits nach der Wahl Donald Trumps im letzten Herbst erwarteten viele Beobachter steigende Zinsen auf breiter Front. Was dann folgte war höchstens ein kleiner "Zinsbuckel" bei Schweizer Hypotheken.

Anstieg nach den Frankreich-Wahlen: Rendite Schweizer Bundesobligationen (Quelle: cash.ch)