Wie emotional die "Gold-Frage" gesehen wird, zeigt die hohe Teilnehmerzahl der cash-Online-Umfrage "Stimmen Sie der Gold-Initiative zu?", die seit dem 11. November läuft: Bislang fast 4500 cash-Leserinnen und -Leser klickten in der Umfrage ein "ja" oder ein "nein" an.

Die Mehrheit ist eindeutig. 41 Prozent werden der Initiative am 30. November zustimmen, während 59 Prozent ein Nein einzulegen gedenken (hier gehts zur Umfrage).

Die cash-Umfrage bringt ein deutlicheres Resultat als die SRG-Umfrage des Forschungsinstituts GfS vor drei Wochen. Damals hätten 44 Prozent der Stimmberechtigten ein Ja für die Gold-Initiative in die Urne gelegt. 39 Prozent hätten sie abgelehnt. 17 Prozent waren unentschlossenen. Eine Möglichkeit, die es bei der cash-Umfrage nicht gab. Eine Online-Umfrage von 20 Minuten vor zwei Wochen brachte 47 Prozent Nein-Stimmen, 38 Prozent waren für die Initiative und 15 Prozent waren unentschlossen.

Die Initiative "Rettet unser Schweizer Gold (Gold-Initiative)", von rechtsbürgerlichen Kreisen lanciert, ist ein wichtiger wirtschaftspolitischer Urnengang. Die Initiative verlangt, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mindestens 20 Prozent ihrer Aktiven in Gold halten muss und darüber hinaus kein Gold verkaufen darf. Dazu soll auch alles Gold, dass die SNB in Grossbritannien und Kanada lagert, in die Schweiz überführt werden.

SNB fürchtet um Handlungsfähigkeit

Die SNB fürchtet für den Fall, dass die Initiative eine Mehrheit findet, um ihre Handlungsfähigkeit. SNB-Präsident Thomas Jordan hat in mehreren Interviews dazu aufgerufen, die Initiative abzulehnen – ungewöhnlich ist dabei, dass die sonst diskrete SNB, die lieber gar nicht im Rampenlicht stehen würde, so sichtbar an die Öffentlichkeit geht.

Laut Jordan enthält der Text dieser Initiative einen Denkfehler: Wenn die SNB Gold nur zukaufen, aber nicht verkaufen darf, führen ihre umfangreichen Finanzmarktgeschäfte zur Wahrung der Preisstabilität – der Kernauftrag der SNB – unweigerlich dazu, dass in den Kellern der Nationalbank dereinst nur noch Gold lagert. So könnte zum Beispiel ein Euro-Franken-Mindestkurs, wie ihn die Währungshüter seit dem 6. September 2011 verteidigen, nicht mehr gehalten werden.

Kritik an Goldverkäufen

Den Befürworter geht es vor allem um die Unabhängigkeit der Schweiz, und sie sehen die hohen Euro-Bestände, welche die SNB seit Beginn der Schuldenkrise zur Stabilisierung des Frankens angehäuft hat, als grosses Risiko. Dass die SNB im Jahr 2000 bedeutende Goldbestände verkauft hat, ist den Befürwortern ebenfalls ein Dorn im Auge.

Ein grosser Teil der Kommentatoren unter den cash-Lesern haut in diese Kerbe: "Wenn die Politik und die SNB immer wüssten, was gut ist, dann hätten sie nicht einen Grossteil des Volkgoldes zu einem Schleuderpreis praktisch aus dem Fenster geworfen - das Volk hätte dies bei einer Abstimmung (wieso wurde es eigentlich zu diesem wichtigen Desaster-Ereignis nie gefragt?) kaum gutgeheissen", schreibt etwa Matthäus Steiner.

Unter den 44 Kommentaren findet sich auch vereinzelt die Gegen-Meinung: "Ist das Gold gekauft, fällt der Preis wieder in sich zusammen. Schade um die Milliarden an Volksvermögen, die dann (…) mit Gold kaputt gemacht wurden...", schreibt cash-Leser Karl Bauer.

Gutes Sensorium

Repräsentativ sind für die schweizweite Abstimmung weder das cash-Umfrageergebnis noch die Kommentare, doch haben cash-Leser bei vergangenen Abstimmungen schon erstaunlich nahe an der Realität gelegen: Denn schon mehrfach nahmen die cash-Umfrageergebnisse die wirklichen Abstimmungsresultate recht präzise vorweg. In der cash-Umfrage vor der Abstimmung zur Einheitskasse sagten 56 Prozent Nein; Die Vorlage wurde Ende September mit 62 Prozent abgelehnt.

Noch genauer war die Trefferquote bei 1:12. Die Juso-Initiative zur Begrenzung von Lohn-Bandbreiten in Unternehmen lehnten vor dem Urnengang 68 Prozent der cash-Leser ab. Am Abstimmungssonntag vom 24. November 2013 wurde 1:12 mit 65 Prozent zurückgewiesen. Auch bei der Abzocker-Initiative, die im März 2013 ein deutliches Ja fand, lagen die cash-Leser im Vorfeld richtig.