Mit 37 zu 6 Stimmen bei zwei Enthaltungen war gemäss SP-Fraktionschef Roger Nordmann eine deutliche Mehrheit für ein reines Frauenticket. Für ein Zweier- statt ein Dreierticket votierte die Fraktion demnach mit 26 zu 19 Stimmen.
Die Gleichstellung sei für die Partei sehr wichtig und gehöre schon fast zu ihrer DNA, sagte Nordmann und verwies auf die im internationalen Vergleich späte Einführung des Frauenstimmrechts. Auch im Eherecht hätten Frauen erst spät gleiche Rechte erhalten wie Männer. In einigen Bereichen habe die Schweiz bis heute Rückstand.
Offiziell über Namen entscheidet die Fraktion in einer Woche. Sie hat sich am Freitag im Grundsatz darauf geeinigt, der Vereinigten Bundesversammlung für die Wahl am 7. Dezember zwei Kandidatinnen vorzuschlagen.
Mit der Basler Ständerätin Eva Herzog, der Berner Regierungsrätin Evi Allemann und der jurassischen Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider haben bisher drei Frauen ihr Interesse am Bundesratsamt kundgetan.
Jositsch gibt sich als guter Verlierer
Jositsch akzeptiert das deutliche Ergebnis der Fraktion, wie er vor den Medien sagte. Er könne die Gründe dafür nachvollziehen. Angetreten sei er, weil er für den Grundsatz der Gleichbehandlung von Mann und Frau einstehe.
Die drei bisher bekannten Kandidatinnen seien aber hervorragend. Und es sei wichtig, dass die SP als Partei der Gleichstellung der Geschlechter in die eidgenössischen Wahlen 2023 geht. Eine "wilde Kandidatur" ist also ausgeschlossen.
Herzog als Favoritin gehandelt
Mit dem Vorentscheid der SP-Fraktion bleibt Herzog die Kronfavoritin für das Bundesratsamt. Die 60-Jährige gehört dem liberalen Flügel der SP an und ist deshalb vor allem für die bürgerliche Mehrheit im National- und Ständerat eine valable Option.
Als Vertreterin eines Stadtkantons und einer starken Wirtschaftsregion bringt Herzog weitere gute Argumente für ein Amt im Bundesrat mit. Die Historikerin war schon vor zwölf Jahren als Bundesratskandidatin angetreten, unterlag damals aber in der parteiinternen Nomination gegen Sommaruga.
Nach Einschätzung von Politologen haben aber auch Evi Allemann und Elisabeth Baume-Schneider das Format für eine Bundesrätin. Beide könnten es also aufs Ticket schaffen. Bis Anfang kommender Woche können sich noch weitere Kandidatinnen melden.
Allemann und Baume-Schneider nicht chancenlos
"Ich könnte die Erfahrung aus 15 Jahren Parlamentsarbeit im Bundeshaus und gut vier Jahren in der Berner Kantonsregierung gewinnbringend für unser Land, aber auch für unsere Bevölkerung einsetzen", hielt Allemann bei Bekanntgabe ihrer Kandidatur fest. Vor ihrer Wahl in die Berner Kantonsregierung gehörte die 44-Jährige von 2003 bis 2018 dem Nationalrat an. Zudem war Allemann Präsidentin des VCS Schweiz und des Mieterverbandes Kanton Bern.
Eher Aussenseiterchancen hat die jurassische Ständerätin und früheren Staatsrätin Elisabeth Baume-Schneider. Würde sie in den Bundesrat gewählt, gäbe es eine "lateinische" Mehrheit in der Landesregierung. Baume-Schneider hat langjährige Exekutiverfarung im Kanton Jura. In der kleinen Kammer vertritt die 58-Jährige als Präsidentin der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie wichtige Dossiers.
Am Freitag kommender Woche findet eine ausserordentliche Sitzung des Parteirats der SP Schweiz statt. Der Parteirat kann eine Empfehlung zuhanden der Fraktion abgeben. Am 26. November nominiert die SP-Bundeshausfraktion die Kandidatinnen für das Ticket zuhanden der Vereinigten Bundesversammlung. Wahltag ist der 7. Dezember.
(AWP)