Zu Wochenbeginn hat sich die Erholung der Kurse der italienischen Staatsanleihen fortgesetzt. Am Dienstag sank die Rendite der 10-jährigen BTPs - "Buoni del Tesoro Poliannuali" -  erstmals seit Mai unter die Marke von 2,5 Prozent. "Kurzfristig sind viele Benchmark-orientierte Investoren darauf angewiesen, ihre Untergewichtung in BTPs zu reduzieren beziehungesweise aufzugeben", sagte Martin Heger von Deka Investment in Frankfurt in einem Interview mit Bloomberg.

Bei europäischen Staatsanleihen böten italienische Papiere die höchste Gewinnbeteiligung, vor allem bei Laufzeiten von zwei und fünf Jahren. "Da will man nicht short sein", so der Portfoliomanager weiter.

Neben der Carry führt Rüdiger Kerth von Union Investment aus Frankfurt eine neutralere Positionierung von Hedge Fonds und Retailinvestoren an. Zusätzliche Unterstützung erhalte Italien über die Sommermonate von einem geringeren Angebot an Staatsanleihen sowie Fälligkeiten und Kuponzahlungen, die zum Teil reinvestiert würden.

Politische Sommerpause

Beide Fondsmanager können sich auch vorstellen, dass sich die italienische Politik in die Sommerpause begibt und die Unsicherheit zurückgeht. Allein schon deswegen, weil der poltische Betrieb dann leiser wird. Heger geht davon aus, dass bei den Regierungsparteien weder Lega noch Fünf-Sterne-Bewegung Interesse daran haben dürften, dass Details aus der Haushaltsplanung für 2019 an die Öffentlichkeit geraten, bevor sie in das Parlament Ende September eingebracht wird.

Technische Marken würden ebenfalls eine Rolle spielen. "Als am vergangenen Freitag der BTP-Future die 128 überschritt, haben die BTPs ohne Nachrichtenflow ihre Gewinne ausbauen können", so der Portfoliomanager der Deka. Es könnte zudem das Ausbruchsniveau um 2,41 Prozent von Ende Mai noch einmal angetestet werden.

Aber auch wenn mehrere Faktoren die Bewegung der BTPs unterstützt haben: Andrea Ueberschär, Fondsmanagerin bei der DWS in Frankfurt, glaubt nicht an einen sich allzusehr verengenden Spread. Der Unterscheid von 10-jährigen BTPs zu deutschen Bundesanleihen dürfte nicht auf unter 200 Basispunkte sinken. Für die kommenden Wochen geht sie davon aus, dass dieser in der aktuellen Bandbreite von 200 bis maximal 270 Basispunkten bleiben wird.

Haushalt 2019 zentrales Thema

Die Haushaltsplanungen für das Jahr 2019 sind ein zentrales Thema für die weitere Entwicklung der BTPs. Heger geht davon aus, dass es die beiden Regierungsparteien kurzfristig noch nicht übertreiben werden. Vorhaben wie Flat Tax sowie Grundeinkommen könnten herausgeschoben werden. Allerdings benötigt die Fünf-Sterne-Bewegung dringend Erfolge, da gemäss der jüngsten Umfragen die Lega getrieben durch das Flüchtlingsthema massiv an Zuspruch gewinnt.

In seinem Interview mit Bloomberg war Kerth nicht so zuversichtlich. Die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer werde auf jeden Fall zurückgenommen, erwartet Kerth. Ob die Flat Tax für Unternehmen und das bedingungslose Grundeinkommen bereits ihren Weg in den Haushaltsentwurf für 2019 finden, ist noch offen.

"Die beiden Parteien wollen natürlich so viele Wahlversprechen wie möglich in die Budgetplanung aufnehmen. Sofern das Haushaltsdefizit dann auf um die 3 Prozent herauslaufen sollte, dürfte das für die EU-Kommission noch tolerierbar sein", sagte Kerth. "Ausserdem verschlechtern sich die konjunkturellen Bedingungen in Italien gerade, was das Erreichen der Defizitziele bereits erschwert", so Kerth mit dem Hinweis auf die jüngst reduzierten Wachstumsprognosen für Italien.

«Keine Konfrontation mit der EU»

Auch aus Sicht der DWS-Portfoliomanagerin sind das italienische Budget und die Mehrjahresplanung wichtige Faktoren für die künftige Weichenstellung bei BTPs. "Möglicherweise wird die italienische Regierung die Grenzen für die Haushaltplanung mit der EU ausloten", so die Fondsmanagerin. "Wir erwarten keine echte Konfrontation mit der EU-Kommission", führte sie weiter aus.

So wird davon ausgegangen, dass die 3 Prozentgrenze für das Defizit gemessen am Bruttoinlandsprodukt eingehalten wird. Zusammen mit der Aussage aus italienischen Regierungskreisen, die am BIP gemessene Verschuldung zu reduzieren, habe die Regierung nur Spielraum für eine graduelle Umsetzung ihrer Pläne.

Der Portfoliomanager der Union Investment weist im Zusammenhang darauf hin, dass die jüngsten Lega-Erfolge in den Umfragen und Regionalwahlen möglicherweise Einfluss auf ihren Machtanspruch nehmen könnten. Vielleicht werde Matteo Salvini versuchen, Abgeordnete der Forza Italia für sich zu gewinnen oder erst die Europawahlen im Mai 2019 abwarten, um gegebenenfalls auf Neuwahlen zu setzen.

Heger sieht die Überprüfung des Ratings durch Moody's am 7. September als ein zusätzliches zentrales Ereignis an. Moody's stuft Italien zurzeit mit einem "Baa2"-Rating mit negativem Ausblick ein. Der Portfoliomanger von Deka Investment kann sich vorstellen, dass Moody's das Rating um eine Stufe auf "Baa3" senkt. Sofern der Ausblick dann auf "stabil" gesetzt würde, dürften sich die Auswirkungen seiner Ansicht nach in Grenzen halten. Sehr negativ wäre dagegen das Beibehalten des "negativen" Ausblicks, auch nach einer Ratingabsenkung.

(Bloomberg/cash)