Vor dem Eingang des Stahlwerks in Tarent versammelten sich Hunderte Arbeiter, die für den Erhalt ihrer Jobs demonstrierten. Solidaritätskundgebungen erhielten die streikenden Arbeitnehmer von Premier Giuseppe Conte, der am Freitag nach Tarent reiste.

"Wir werden uns mit allen Kräften für den Erhalt der Arbeitsplätze, sowie zur Umsetzung eines Entwicklungsplans einsetzen", twitterte Conte. Sollte sich ArcelorMittal zurückziehen, würde die Regierung dem Industrieministerium in Rom die Verwaltung des Stahlwerks Ilva anvertrauen, das in Italien 10'000 Personen beschäftigt.

Der weltgrösste Stahlkonzern hatte am Montag mitgeteilt, die vor einem Jahr besiegelte Übernahme des Werks rückgängig zu machen. Als Grund nannte er jüngste Änderungen in der italienischen Gesetzgebung, mit denen eine Immunität für eventuelle Verstösse gegen Umweltbestimmungen aufgehoben würde. ArcelorMittal sieht sich nun berechtigt, von einer Ausstiegsklausel im Vertrag Gebrauch zu machen.

Verstaatlichung kein Tabu

Die Gewerkschaften forderten den Einstieg des Staats beim Stahlwerk Ilva. "Das ist sehr wichtig, weil Italien seine Stahlindustrie verteidigen muss", sagte der Chef des stärksten italienischen Gewerkschaftsverband CGIL, Maurizio Landini. Laut Industrieminister Stefano Patuanelli sei eine Verstaatlichung des Ilva-Stahlwerks im Fall eines Rückzugs von ArcelorMittal "kein Tabu".

ArcelorMittal forderte die Streichung von 5000 der 10'000 Jobs in Italien. "Die Regierung kann dies nicht akzeptieren. Der Konzern muss seinen Verpflichtungen nachkommen", sagte Patuanelli. Er betonte, dass sich die Regierung von ArcelorMittal nicht erpressen lassen werde.

Parlamentarier der Lega warfen der Regierung Conte Unfähigkeit im Umgang mit der Wirtschaftspolitik vor. Nicht nur die Zukunft der Ilva-Stahlwerke sei ungewiss. Auch der Verkauf der maroden Fluggesellschaft Alitalia komme nicht voran. Hinzu seien Hunderte Jobs wegen des möglichen Whirlpool-Rückzugs in Neapel gefährdet, kritisierte die Lega.

(AWP)