Der Abgeordnete Adam Kinzinger, der als einer von zwei Republikanern dem Untersuchungsausschuss zum Sturm aufs Kapitol angehört, ging am Sonntag Parteikollegen an, die Trumps Umgang mit geheimen Dokumenten verteidigen. Kinzinger bezog sich dabei auf die Kritik an Trumps Rivalin bei der Präsidentenwahl von 2016, Ex-Aussenministerin Hillary Clinton. Sie war von Trump und anderen Republikanern jahrelang scharf dafür kritisiert worden, einen privaten E-Mail-Server für dienstliche Kommunikation benutzt zu haben, die zum Teil auch vertrauliche Informationen enthielt.

Kinzinger sprach in einem NBC-Interview von der "Scheinheiligkeit von Leuten in seiner Partei". Diese hätten jahrelang lautstark gefordert, Hillary Clinton "wegen ein paar gelöschter E-Mails 'einzusperren'". Dieselben Politiker würden nun einen Mann verteidigen, der sich die nationale Sicherheit der USA ganz eindeutig nicht zu Herzen genommen habe.

Das Justizministerium hatte am Freitag bekanntgegeben, dass es gegen Trump wegen unerlaubter Mitnahme von Dokumenten aus dessen Amtszeit im Weissen Haus ermittle. In Trumps Anwesen in Florida waren vertrauliche Unterlagen gefunden worden. Trump, der eine erneute Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024 nicht ausschliesst, weist alle Vorwürfe von sich und bezeichnet die gerichtlich genehmigte Razzia in seinen Anwesen Mar-a-Lago als "politisch motiviert".

Mit dem Slogan "sperrt sie ein" hatten Trumps Anhänger bei Veranstaltungen des Politikers oft Stimmung gegen Hillary Clinton gemacht. Der nun gegen Trumps innerparteiliche Verteidiger auftretende Abgeordnete Kinzinger sitzt mit seiner Parteikollegin und Trump-Erzrivalin Liz Cheney im neun-köpfigen Kongress-Untersuchungsausschuss zum Sturm aufs Kapitol. Wütende Trump-Anhänger waren im Januar 2021 in das Kongressgebäude eingedrungen, weil sie die offizielle Bestätigung von Joe Bidens Wahlsieg verhindern wollten. Trumps Behauptungen, er habe die Präsidentenwahl im November 2020 gegen Joe Biden nur wegen Betrugs verloren, sind mehrfach von Gerichten widerlegt worden.

(Reuters)