"Die Umsetzung der Minder-Initiative bereitet uns einige Sorgen", sagt Biedermann im Video-Interview. Bevor Biedermann die Leitung von Ethos an seinen Nachfolger Vincent Kaufmann übergibt, präsentiert er für die Interessenvertretung von über 140 Pensionskassen und gemeinnützigen Stiftungen eine Studie über die Vergütungspraxis in den 100 grössten Schweizer Publikumsgesellschaften.

Bei den Abstimmungen über die Löhne der obersten Manager in den Konzernen findet Ethos Mängel: "Über den fixen Lohnanteil wird Anfang Jahr abgestimmt, aber wenn es um den variablen Lohnanteil geht, ist es wichtig, dass man bis zum Ende des Jahres wartet." Eine solche retrospektive Abstimmung über Boni und andere variable Salärkomponenten wäre im Sinne von Ethos, werde aber von nicht allen Unternehmen angewandt.

Überhaupt ist der Ruf nach mehr Transparenz, der von der Abstimmung vom 3. Mai 2013 ausging, laut Biedermann noch nicht in allen Chefetagen und Verwaltungsräten vernommen worden. Dazu gehöre, dass die Konzerne Höchstgrenzen für Vergütungen festlegten, damit die Aktionäre wüssten, über was für Zahlen abgestimmt werde. Einen solchen Kostenrahmen gebe es aber vielerorts nicht.

Nicht im Sinne der "Abzocker"-Initiative, die vom parteilosen Schaffhauser Ständerat Thomas Minder im vergangenen Jahr zur Abstimmung gebracht wurde, sind laut dem Ethos-Direktor bezahlte Konkurrenzverbotsklauseln. Die Minder-Initiative verbiete Abgangsentschädigungen, nun behälfen sich die Konzerne mit dieser Methode: "Damit sind wir nicht zufrieden, obwohl es von Gesetzes wegen legal ist."

Im Video-Interview äussert sich Dominique Biedermann auch zur Transparenz der Vergütungsberichte.