Die Luftabwehr der ukrainischen Streitkräfte hat in den vergangenen Wochen bei russischen Grossangriffen mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen relativ hohe Abschusszahlen erreicht. Angesichts der Masse der einfliegenden Projektile konnten nicht alle Raketen abgewehrt werden. Die ukrainische Armee, die bereits eine Reihe ausländischer Flugabwehrsysteme nutzt, wartet auf den Einsatz der von der US-Regierung versprochenen Patriot-Batterie. Gegenwärtig werden ukrainische Soldaten an dem System ausgebildet.
Die russische Armee greift seit Oktober gezielt das ukrainische Energienetz an und sorgt mit massiven Schäden für lange Ausfallzeiten in der Strom- und Wasserversorgung. Ziel ist, die Bevölkerung im Winter zu zermürben und den Druck auf die ukrainische Staatsführung zu erhöhen.
Kiew seit Kriegsbeginn fast 29 Tage im Alarmzustand
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar haben in der Hauptstadt Kiew die Alarmsirenen rund 640 Mal geheult. Insgesamt habe seit Ende Februar damit knapp 700 Stunden lang Alarmzustand geherrscht, teilte Kiews Militär-Verwaltungschef Serhij Popko am Freitag mit. "Das sind praktisch 29 Tage, fast ein ganzer Kalendermonat, den die Bürger der Stadt in Schutzräumen und Bunkern verbracht haben." Insgesamt habe die Hauptstadt 52 Luftangriffe erlebt, bei denen 120 Menschen ums Leben gekommen seien, unter ihnen fünf Kinder. 495 Menschen seien bei den Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern verletzt worden.
Durch die Angriffe seien über 600 Gebäude beschädigt worden, sagte Popko weiter. Die kritische Infrastruktur der Hauptstadt sei erheblich beschädigt worden. Die Angaben zur Zahl der Opfer und beschädigten Gebäude liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Kiew: Russlands Armee braucht fünf Jahre zum Wiederaufbau
Die russische Armee hat angesichts ihrer Verluste in der Ukraine nach Meinung des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow auf Jahre hinaus empfindlich an Schlagkraft eingebüsst. Mindestens fünf Jahre würden die russischen Streitkräfte für den Wiederaufbau brauchen. "Nach Erkenntnissen der Nato-Aufklärung haben die Russen gewaltige Verluste an Panzern, Artillerie, Schützenpanzern und Soldaten", wurde Resnikow von der Zeitung "Ukrajinska Prawda" zitiert.
"Die regulären Streitkräfte der Russischen Föderation könnten frühestens in fünf Jahren wiederhergestellt werden, vielleicht auch erst in zehn Jahren", sagte der Minister. Das gelte auch für Russlands Raketen-Potenzial. Schliesslich sei dies ein Krieg der Ressourcen. "Und sie (die Nato) kann diese Ressourcen berechnen."
Saluschnyj: Gott ist auf unserer Seite
Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj sprach seinen Soldaten in einer Videobotschaft zum Jahreswechsel und zum bevorstehenden orthodoxen Weihnachtsfest Mut zu. "Wir haben den Krieg nicht gewollt, haben aber den Kampf angenommen", sagte er. "Und Gott ist auf unserer Seite." Zwar habe dieses Weihnachtsfest "den Geschmack von Tränen und die Farbe von Blut", doch habe das Land die Kraft, den Feind abzuwehren, sagte Saluschnyj. "Möge unser Sieg den Beginn des Aufblühens der Ukraine und das Ende Russlands bedeuten."
Tausende wollten sich dem Wehrdienst entziehen
Seit Beginn der russischen Invasion und Ausrufung des Kriegszustands in der Ukraine haben nach Militärangaben mehrere Tausend junge Ukrainer versucht, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Wie die ukrainischen Grenztruppen am Freitag mitteilten, wurden knapp 12 000 Männer bei dem Versuch gefasst, die Landesgrenze illegal gen Westen zu überqueren. Bei der Grenzüberquerung seien auch 15 Männer ums Leben gekommen.
Auch in Russland versuchten Tausende junge Männer, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Unmittelbar nach der Teilmobilmachung im September flohen Tausende ins Ausland, in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken entstanden regelrechte kleine russische Kolonien.
Das wird am Samstag wichtig
Am Ende eines Jahres, das stark vom Krieg geprägt war, ruft Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Menschen in Deutschland zu Zuversicht und Zusammenhalt auf. In seiner Ansprache, die am Samstagabend im Fernsehen ausgestrahlt wird, sagt er unter anderem: "Wir fühlen mit den Ukrainerinnen und Ukrainern, die selbst an Tagen wie heute keine Ruhe haben vor den russischen Bomben und Raketen."
(AWP)
1 Kommentar
Zwei Sanktionen würden Russland wirklich schaden:
1. Aus Swift rauswerfen
2. Aus dem WorldWideWeb rauswerfen
Alles andere ist eigentlich nur Makulatur.