Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erwarten alle 71 Volkswirte, die auf eine entsprechende Frage antworteten, dass der Leitzins auch im vierten Quartal 2021 noch bei 0,0 Prozent liegen wird. Auf dem Niveau hält ihn die EZB bereits seit März 2016. Auch bei den Strafzinsen rechnet eine große Mehrheit damit, dass der sogenannte Einlagesatz auch im Schlussviertel 2021 noch bei minus 0,5 Prozent stehen wird. Ein Minus bedeutet, dass Institute Zinsen zahlen müssen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Die EZB hatte den Einlagesatz erstmals 2014 auf unter Null Prozent gesenkt.

In der Umfrage wurde auch eine Zusatzfrage zur aktuellen Euro-Stärke gestellt. Danach sehen die Volkswirte im Median ihrer 31 Antworten die Schmerzgrenze für die EZB bei 1,25 Euro. Die Gemeinschaftswährung hat seit Mitte Mai zum Dollar rund neun Prozent an Wert zugelegt. Für die EZB kommt der Anstieg ungelegen, da sich die Euro-Wirtschaft gerade langsam von der schweren Krise erholt, in die sie durch die Corona-Pandemie geraten war. Denn mit dem Kursanstieg verteuern sich tendenziell Produkte aus der Euro-Zone auf dem Weltmarkt. Das nagt an ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

35 Volkswirte erwarten zudem, dass die EZB ihre Anleihenkäufe weiter aufstocken wird. Sieben rechnen nicht damit. Von denen, die eine Erhöhung vorhersagen, gehen 27 davon aus, dass die Notenbank ihr Krisen-Anleihenprogramm PEPP erneut ausweiten wird. Drei Volkswirte erwarten, dass die EZB ihr älteres Programm PSPP aufstocken wird. Ein Volkswirt rechnet mit einer Erhöhung beider Kaufprogramme. Reuters befragte die Volkswirte zwischen dem 7. und 9. September. 

(Reuters)