Dies schreibt Hirslanden-CEO Daniel Liedtke in einem am Freitag veröffentlichten Brief an die Thurgauer Bevölkerung. Hirslanden betreibt im Auftrag des Kantons ein Impfzentrum in Frauenfeld. Dass sich Rupert am 11. Januar als eine von zwölf Testpersonen im Thurgau durch Hirslanden impfen liess, stiess auf Kritik.

Symbolkraft unterschätzt

Der Hirslanden-Chef räumte jetzt ein, man habe "unterschätzt, welche Symbolkraft mit der Impfung eines vermögenden Patienten verbunden ist, auch wenn dieser aufgrund seiner schweren Herzkrankheit, Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht zur Risikokategorie zählt und damit Anrecht auf eine sofortige Impfung hat."

Er akzeptiere den Vorwurf, "dass wir mit der Wahl von Herrn Rupert unsensibel waren", und verstehe die Kritik, schreibt Liedtke. Laut seinem Brief hatte Rupert am 24. Dezember angefragt, ob es eine Möglichkeit gebe, ihn in einer Hirslanden-Klinik zu impfen. Zuerst habe Hirslanden dies abgelehnt.

Zwei Wochen später, am 7. Januar, nahmen die Ereignisse laut Liedtke eine neue Wendung. In einer Videokonferenz zur Koordination der Vorbereitungen für die Impfkampagne habe Hirslanden von den Verantwortlichen des Kantons die Erlaubnis erhalten, einen Test mit maximal zwölf Personen "unserer Wahl" durchzuführen.

Treffen mit Urs Martin

Am virtuellen Treffen nahmen sowohl Gesundheitsdirektor Urs Martin als auch Hirslanden-CEO Liedtke teil. Die Pilotimpfungen fanden am 11. Januar im Spital Münsterlingen TG statt - mit Rupert als einer von sieben durch Hirslanden ausgewählten Testpersonen. Die Tamedia-Zeitungen machten diese Impfung publik.

Als Lehre aus der ganzen Sache ordnete der Hirslanden-CEO jetzt an, dass in anderen Kantonen, in denen die Gruppe mit der Organisation eines Impfzentrums betraut werde, die Testpersonen ausschliesslich vom Kanton bestimmt würden, wie es im Brief an die Thurgauer Bevölkerung weiter heisst.

Pikant an der Geschichte ist, dass der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin (SVP) vor seiner Wahl in die Regierung im März 2020 selber für die Hirslanden-Gruppe tätig war. Beim Entscheid des Kantons, Hirslanden mit dem Betrieb der Impfzentren zu beauftragen, trat Martin nach eigenen Angaben in den Ausstand.

(AWP)