Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im September auf 8,2 Prozent von 8,3 Prozent im August, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 8,1 Prozent gerechnet. Immerhin war es der dritte Rückgang in Folge. Dennoch liegt die Inflationsrate immer noch viermal so hoch wie von der US-Notenbank angestrebt. Zudem stieg die sogenannte Kerninflationsrate - bei der Lebensmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden - auf 6,6 Prozent von 6,3 Prozent.
Unter Anlegern geht die Furcht um, dass die Fed mit einem zu aggressiven Kurs die Wirtschaft abwürgen könnte. Zugleich wertete der US-Dollar auf. "Für die US-Notenbank ist das keine gute Nachricht", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG zu den neuen Daten. "Um die Kontrolle über den Inflationsprozess zurückzugewinnen, muss die Fed weiterhin die Brechstange ansetzen."
«Luft entweicht nur langsam»
Auch andere Experten zeigten sich überrascht. "Die Luft entweicht nur langsam aus dem Inflationsballon", kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die Entwicklung. Besonders die Mieten legten weiter zu. In den kommenden Monaten aber sollte der Preisdruck insgesamt aber merklich nachlassen, da die Unternehmen auf hohen Lagerbeständen sässen. "Der Abverkauf ist hingegen schwach – auch der US-Konsument muss in Anbetracht gestiegener Lebenshaltungskosten sparen", sagte Gitzel. "Dies spricht für fallende Güterpreise." Auf der anderen Seite ist der Arbeitsmarkt in den USA so gut wie leergefegt. "Durch die Knappheit an Arbeitskräften müssen höhere Löhne gezahlt werden, was die Inflation temporär anheizt", sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner.
Die Federal Reserve treibt den Leitzins seit Monaten in Riesenschritten nach oben, um die Inflation zu drücken. Im September erhöhte die Fed den Leitzins bereits zum dritten Mal in Folge ungewöhnlich kräftig um einen Dreiviertel-Prozentpunkt. Er liegt damit aktuell in einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent. Die Währungshüter signalisierten auf ihrer September-Sitzung, dass sie nachlegen und ihn bis zum Jahresende im Mittel auf ein Niveau von 4,25 bis 4,50 Prozent hieven könnten. Ende 2023 soll der Leitzins laut ihren Projektionen dann bei 4,50 bis 4,75 Prozent landen.
(Reuters)