In Washington schlagen die Wogen hoch. Eine Welle nach der anderen trifft das Weiße Haus und den Hausherrn Donald Trump. Auf dem politischen Parkett wird eine Krise vom Ausmaß des Watergate-Skandals beschrieben, der 1974 Präsident Richard Nixon zum Rücktritt zwang. Der politische Sturm schickt seine Ausläufer bis in die großen Städte, und die Schlagzeilen einiger Medien verheißen bereits die Götterdämmerung für Trumps junge Regierung. Immer öfter macht das Schlagwort einer Amtsenthebung die Runde.

Doch viele Amerikaner und vor allem die unerschütterlichen Anhänger Trumps bleiben von der "Krise in Washington" unbeeindruckt. Sie sehen kein Fehlverhalten ihres Idols, selbst eine angebliche Russland-Verbindung seines Wahlkampfteams lässt sie kalt. Für sie ist es nur ein weiteres Beispiel für die Voreingenommenheit der Medien und für die Versuche des Washingtoner Establishments, seinen Status zu erhalten und Rache an dem prominenten Unternehmer zu nehmen.

In einem so tief gespaltenen politischen Umfeld mit abgrundtiefem Misstrauen gegenüber großen Teilen der Presse ist es kaum wahrscheinlich, dass die Trump-Anhänger und die von deren Stimmen abhängigen republikanischen Volksvertreter den Präsidenten in nächster Zukunft fallenlassen. "Je mehr sie gegen ihn schießen, umso mehr sind wir für ihn", sagt Nadia Larsen aus Arizona zu den Presseberichten über eine mutmaßliche Russland-Verbindung Trumps und dessen umstrittenen Gespräch mit Ex-FBI-Chef James Comey. "Das wird auf sie zurückfallen", ist sie überzeugt.

Die Vorwürfe, Trump habe Geheimnisse an Russland verraten und Comey aufgefordert, die Ermittlungen gegen Trumps früheren Sicherheitsberater Michael Flynn einzustellen, verfangen bei seinen Anhängern nicht. Sie vertrauen eher auf erzkonservative und Trump-freundliche Medien wie den Fernsehsender Fox und das Internet-Nachrichtenportal Breitbart. Diese bezeichnen die Vorwürfe gegen den Präsidenten als Racheaktionen von Überbleibseln der Obama-Regierung und des sogenannten deep state. Mit diesem Begriff beschreiben die Rechten in den USA die aus ihrer Sicht in Washington tief verwurzelte Politbürokratie.

77 Prozent der Republikaner stehen hinter Trump

"Die einzigen Nachrichten, die ich verfolge, sind die von Fox", sagt Larsen, die aus Israel eingewandert ist und seit 25 Jahren in Tucson, Arizona, lebt. "Die einzigen Nachrichten aber, ich verfolge und denen ich Glauben schenke, kommen aus dem Mund des Präsidenten oder stehen in seinen Twitter-Äußerungen." Dieser Kurznachrichtendienst ist Trumps wichtigstes Mittel, seine Sichtweise ohne Umweg über die Medien an die Leute zu bringen.

Die von einigen Zeitungen erhobenen Vorwürfe werden von den Trump-Anhängern daher als haltlose Anschuldigungen anonymer Quellen gesehen, denen keine konkreten Beweise zugrunde lägen. "Das habe ich erwartet", sagte Jeff Klusmeier, ein Versicherungsvertreter aus Louisville, Kentucky. "Ich habe erwartet, dass die Medien Trump angreifen. Ich habe erwartet, dass die Demokraten ihn angreifen und eine Amtsenthebung fordern. Für mich ist das alles selbstverständlich."

Befeuert wird dieses Denken von den rechten Medien. "Die Anti-Trump-Presse glaubt, sie habe Blut geleckt", sagte der Kommentator von Fox News, Sean Hannity. Und Trump selbst präsentiert sich in der Opferrolle: Kein Politiker in der Geschichte Amerikas sei so unfair behandelt worden, sagte er und sprach von einer beispiellosen Hexenjagd.

Seine Anhänger veranlasst dies, die Reihen noch enger zu schließen. Zwar ist seine Beliebtheit bei den Amerikanern jüngsten Umfragen zufolge mit 30 bis 40 Prozent für einen neuen Präsidenten relativ niedrig. Aber 77 Prozent der Republikaner stehen hinter Trump - ein Wert, der seit seiner Amtseinführung stabil ist.

(Reuters)