Chinas Vertreter bei der WTO, Zhang Xiangchen, kritisierte die USA wegen des aus Sicht Pekings von Washington initiierten Handelskriegs. Es sei bedauerlich, dass ein Amerika zu beobachten sei mit einer ernsten Diskrepanz zwischen Macht und Verantwortung. "Ob es sich um eine kleine Familie oder eine internationale Organisation handelt: Ein Platzhirsch sollte wie ein Platzhirsch handeln." Er dürfe die Welt nicht nur aus dem engen Blick seines eigenen Interesses sehen und nicht auf Kosten anderer handeln, sagte der Vertreter Chinas bei der WTO. Auch die EU zeigte sich tief besorgt. Das multilaterale Handelssystem sei in einer tiefen Krise, sagte EU-Botschafter Marc Vanheukelen.

Aus Sicht der USA reflektiert die Debatte über die US-Strafzölle zum Beispiel auf Stahl und Aluminium dagegen nicht die tatsächliche Lage in der Handelspolitik. So sei die Höhe des durchschnittlichen, von den USA erhobenen Zolls mit 3,4 Prozent deutlich geringer als der anderer wichtiger Handelspartner, meinte Shea. Ausserdem seien 2017 fast 70 Prozent der Importe zollfrei gewesen. "Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die Offenheit der US-Wirtschaft für Waren und Dienstleistungen eine der wichtigsten Quellen der Stabilität der Weltwirtschaft ist", so Shea.

Keinen Zweifel lassen die USA an dem Ziel von US-Präsident Donald Trump: "Unsere Handelspolitik ist unerschütterlich auf die nationalen Interessen ausgerichtet." Zu lange seien amerikanische Arbeiter und Unternehmen benachteiligt worden. "Die USA setzen aggressiv auf das Durchsetzen von Vorschriften, die dazu da sind zu verhindern, dass andere Länder von unfairen Handelspraktiken profitieren."

Er wiederholte nicht die Drohung, dass die USA aus Protest ihre WTO-Mitgliedschaft aufkündigen könnten. In der WTO liegt aus Sicht der USA aber vieles im Argen. Die Akteure im Streitschlichtungssystem hätten sich Befugnisse angeeignet, die nie vorgesehen gewesen seien.

Anlass der WTO-Sitzung war die turnusgemässe Überprüfung der US-Handelsgesetze. Regierungen berichten dabei über die Entwicklung der Handelspolitik, andere Länder können Fragen stellen. Die USA hatten im Vorfeld mehr als 1600 Fragen zu beantworten./oe/DP/nas

(AWP)