Insgesamt dürfte die Branche 2020 unter dem Strich etwa 84 Milliarden US-Dollar (74 Mrd Euro) verlieren, teilte der Weltluftfahrtverbands IATA am Dienstag in Genf mit. Das seien deutlich mehr als das Minus aus der Finanzkrise ab dem Jahr 2008. Für 2021 sagte die IATA der Branche einen weiteren Verlust von 15 Milliarden Dollar voraus. Ihre Schulden dürften infolge der Krise deutlich anschwellen.

Passagiere dürften nach dem Corona-Schock auch 2021 noch nicht zu alten Fluggewohnheiten zurückkehren. Die Personenkilometer bleiben nach den IATA-Analysen auch im kommenden Jahr noch 29 Prozent unter dem Niveau von 2019, schätzt IATA-Chefökonom Brian Pearce. Die Berechnungen beruhten auf der Annahme, dass keine grosse zweite Welle von Corona-Infektionen mit neuen Reiserestriktionen auf die Welt zukomme.

Seit dem Tiefpunkt im April ziehen die Passagierzahlen nach den IATA-Analysen wieder an. Weil viele Fluggesellschaften die Nachfrage zunächst durch günstige Tickets stimulieren müssten, sei es schwierig für sie, wieder in die Gewinnzone zurückzukommen. Das sei frühestens 2022 zu erwarten.

Schon jetzt hätten Regierungen den Fluggesellschaften Finanzhilfen in Höhe von 123 Milliarden Dollar gewährt. Insgesamt bekomme die Branche frisches Eigenkapital in Höhe von etwa 30 Milliarden Dollar. Die Schulden der Unternehmen dürften allerdings bis Jahresende um 120 Milliarden auf 550 Milliarden Dollar steigen, schätzt er.

Pearce zufolge können die Fluggesellschaften Schulden in dieser Höhe jedoch nicht auf Dauer schultern. Um ihre Verpflichtungen zu erfüllen, müssten sie noch mehr Fremdkapital einsammeln. Daran müssten sich die Regierungen beteiligen, indem sie Kredite in Eigenkapital umwandeln. Die Alternative sei eine Zunahme von Insolvenzen unter den Airlines.

Ideen wie Plexiglaswände zwischen Sitzen zur weiteren Reduzierung von Infektionsrisiken hält der Verband nicht für nötig. Durch schärfere Hygienemassnahmen und das Maskentragen an Bord sei das Risiko weit genug reduziert, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac. Bei solchen Trennvorrichtungen kämen Sicherheitsfragen auf - etwa wie eine Maschine im Notfall sicher evakuiert werden könne, sagte de Juniac./stw/oe/he

(AWP)