Auch an nicht bestreikten Flughäfen wie etwa Berlin kam es in Folge der Warnstreiks teilweise zu Einschränkungen. Verdi sprach am Vormittag von einem sehr erfolgreichen Anlauf des Warnstreiks. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind knapp 300 000 Passagiere von gut 2340 Flugausfällen betroffen.

Mit dem Ausstand wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. "Wenn sich jetzt nichts tut bei der Vergütung, dann wird uns allen wieder ein Chaos-Sommer bevorstehen - und das müssen wir dringend verhindern", sagte Verdi-Vize Christine Behle am Freitagmorgen im RBB-Inforadio.

Die Lufthansa will den Verdi-Warnstreik möglichst schnell hinter sich lassen. "Wir starten am Samstag sofort wieder in den Regelbetrieb", sagte ein Sprecher. Am Freitag musste die grösste deutsche Fluggesellschaft rund 1300 Flüge absagen - nachdem sie gerade erst eine von einem Bagger verursachte IT-Störung vom Mittwoch überwunden hatte.

Verdi-Chef Frank Werneke droht vor der nächsten Verhandlungsrunde in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).: "Die nächsten Streiks haben eine andere Dimension." Sollten die Arbeitgeber nächste Woche ein wirklich gutes Angebot vorlegen, könne man sich aber schnell einigen, betonte Werneke. Andernfalls seien die aktuellen Warnstreiks nur ein Vorgeschmack.

Verdi und der Beamtenbund DBB fordern im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt bisher nicht vor. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es teils örtliche Tarifverhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit.

"Die Kollegen sind motiviert durch die Existenzängste, die sie haben, durch die Entwicklung der Inflation", sagte Verdi-Bundesfachgruppenleiter Sven Bergelin der dpa-Audio-Redaktion. Man hoffe sehr auf das Verständnis der Passagiere. Die Deutsche Bahn verzeichnete angesichts der Warnstreiks am Freitag nach eigenen Angaben ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen.

Der Flughafenverband ADV sprach angesichts des Warnstreiks von einer "beispiellosen Eskalation". Für Passagiere setzen sich damit Chaos-Tage im Luftverkehr fort. Aus dem Mittelstand kommt scharfe Kritik an der Gewerkschaft. "Es ist nicht hinnehmbar, dass Verdi seine Tarifforderungen auf dem Rücken der gesamten deutschen Wirtschaft auslebt", sagte der Chef des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Markus Jerger.

Verdi hatte erklärt, dass über Notdienste Hilfsflüge ins türkisch-syrische Erdbebengebiet vom Streik ausgenommen werden. Zudem könnten Hilfsgüter über den nicht bestreikten Flughafen Frankfurt-Hahn ausgeflogen werden. Es fällt aber auch an den sieben bestreikten Flughäfen eine unbekannte Zahl von Passagierflügen in die Türkei aus, die zumindest theoretisch Hilfsgüter als Beiladung hätten transportieren können.

Störungen wie durch diesen Streik liessen sich nicht immer kompensieren, hob der Luftverkehrsverband Barig hervor. Bei humanitären Hilfslieferungen handele es sich um hochsensible Logistikketten.

Dennoch wurde am Freitag eine neue Luftbrücke von Deutschland in die türkischen Erdbebengebiete aufgebaut. Am Frankfurter Flughafen startete eine Lufthansa-Cargo-Maschine mit Hilfsgütern nach Antalya, eine weitere sollte folgen. Ab Montag fliegt die deutsch-türkische Gesellschaft SunExpress jeweils montags und dienstags mit einer für den reinen Frachttransport umgebauten Passagiermaschine nach Antalya. In den rund 7500 DPD-Paketshops können ab Montag kostenlos Hilfspakete für die Erdbebenopfer abgegeben werden.

Der Warnstreik läuft zum Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz, die als eines der wichtigsten Treffen zur Sicherheitspolitik weltweit gilt. Von der Aussetzung des normalen Passagierbetriebs in München seien Flüge für die Sicherheitskonferenz ausgenommen, betonte der Flughafen./ceb/DP/jha

(AWP)