Insgesamt 25 Konsumgüterunternehmen schliessen sich einem neuartigen Einkaufssystem namens Loop (englisch für "Schlaufe") an, das am Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt wurde. Ab April 2019 soll das Ganze zunächst in New York und Paris starten. Weitere Märkte sollen in den Jahren bis 2020 dazu kommen.

Das Recyclingunternehmen TerraCycle wird für die Unternehmen - neben Nestlé, P&G und Unilever sind weitere grossen Namen dabei wie Beiersdorf ("Nivea"), The Bodyshop oder Danone - die Kunden beliefern. Nach dem Verzehr werden die haltbaren Verpackungen wieder eingesammelt, gereinigt und erneut benutzt.

"Reboot" des Milchmanns

Von Nestlé gibt es als erstes Häagen-Dazs in wiederverwendbaren Eisbehältern aus Stahl, per abonnierten Heimlieferdienst in New York wird das Speiseeis bis vor die Haustür gebracht. Für die Lieferung arbeitet TerraCycle mit dem Logistiker UPS zusammen.

Die Eigentümerschaft der Produkte verschiebt sich weg vom Nutzer zum Produzenten, sagte Tom Szaki, der Gründer von TerraCycle, am WEF in Davos. "Abfall" sei ein modernes Konzept, und die Initiative sei eine Art Wiederbelebung des Milchmanns.

Aber können sich wiederverwendbare Verpackungen bei Lebensmitteln durchsetzen? Nestlé glaubt daran, "dass Loop sehr wohl funktionieren kann". Auch Caroline Frery von TerraCycle gibt sich im Pavillon des Unternehmens, wo die Behälter der verschiedenen Unternehmen ausgestellt sind, überzeugt.

Glacé eignet sich besonders gut

Gerade auch Speiseeis eigne sich ideal für die Heimlieferung, sagte sie mit Blick auf Nestlé. In den USA sei man es sich gewöhnt, einfach immer etwas davon da zu haben. Also sei es quasi kein Problem, dass die Lieferung erst am nächsten Tag erfolgt.

Loop solle anregen, gänzlich zu überdenken, wie wir konsumieren. Denn es sei technologisch zum Beispiel durchaus möglich, Stifthüllen oder Kaffeekapseln wiederverwendbar zu machen. "Ich würde schliesslich auch nicht meine Jacke wegwerfen."

Und trotz dem immensen logistischen Aufwand würden eines Tages tatsächlich alle Lebensmittel in wiederverwendbaren Verpackungen verkauft. Die Langzeitverpackungen seien im Vergleich zu Einwegverpackungen besser für die Umwelt, sagte Frery. Um das zu belegen, führt TerraCycle Studien durch.

Politik macht Druck

Vergangene Woche erst hatte Nestlé verkündet, bis 2025 sämtliche Verpackungen wiederverwendbar oder wiederverwertbar zu machen. Wie viel der Schweizer Lebensmittelkonzern für die Vermeidung von Kunststoffabfall investiert, will er nicht sagen.

Die Branche ist zunehmendem Druck von Politik und Umweltschützern ausgesetzt, Plastikabfälle zu reduzieren. So sagte die EU wegen der zunehmenden Verschmutzung der Meere bereits Wegwerfgegenständen wie Einwegbesteck oder Trinkhalmen den Kampf an und einigte sich im Dezember auf ein Verbot bestimmter Plastikprodukte.

(AWP)