Die USA und ihre Währung haben es nicht leicht. Die Coronavirus-Pandemie hat zu einem beispiellosen Einbruch in der Konjunkturleistung geführt. Im Land grassiert das Virus, und politisch wird die Lage nicht sehr geschickt moderiert. Die Wirtschaftshilfen zur Linderung der Krise haben die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten noch höher getrieben, als sie sowieso schon gewesen sind. Und auch die Präsidentschaftwahlen im November versprechen, einigermassen turbulent zu werden.

Unter all dem leidet der Dollar. Mitte März lag das Jahreshoch der US-Währung zum Euro bei einem Verhältnis von 1 zu 0,9383. Nach einem Rückgang, der sich im Juli noch akzentuierte, fiel das Währungspaar auf 0,8404. In den ersten Augusttagen hat sich der Dollar allerdings wieder in Richtung 0,85 erholt.

 

Der Euro hat Auftrieb durch politische Entscheidungen. Nach einem fünftägigen Krisengipfel über die Verteilung massiver EU-Hilfen für die coronageschädigten Volkswirtschaften der 27-Länder-Union im Juli hellten sich die Prognosen auf. In der Eurozone und vor allem auch in schwer getroffenen Ländern wie Italien oder Spanien ab 2021 robustes Wachstum erwartet, ausserdem scheinen politische Risiken innerhalb der Union etwas abgeschwächt worden zu sein. Längerfristige Risiken bezüglich Wettbewerbsfähigkeit und Staatsverschuldung sind allerdings nicht weggeräumt worden.

So ist es nicht der Euro, dem die cash-Leserschaft in einer Umfrage besonders hohe Chancen ausrechnet, in den nächsten zehn Jahren die wichtigste Währung der Welt zu werden: Es ist stattdessen der chinesische Renminbi, genannt auch Yuan. Die Devise der Volksrepublik erreicht ein Drittel von über 6200 Stimmen. Für den Euro votierten 19 Prozent und für den japanischen Yen 2 Prozent.

Der Dollar bleibt Spitzenreiter für die Umfrage-Teilnehmer mit 45 Prozent, was aber auch heisst, dass über die Hälfte nicht mehr an eine längerfristige Vormachtstellung der US-Währung glaubt. Und doch ist die Stellung des Dollars immer noch sehr stark. Unter den Reservewährungen hat er eine unangefochtene Stellung, wie die Statistik des Weltwährungsfonds IWF zeigt: 

WährungAnteil
Reservewährungen 
Ende 2019
WährungAnteil 
Reservewährungen
Ende 2019
US-Dollar60,9 ProzentYuan/Renminbi2 Prozent
Euro20,6 ProzentKanada-Dollar1,9 Prozent
Japanischer Yen5,7 ProzentAustralien-Dollar1,7 Prozent
Pound Sterling4,6 ProzentSchweizer Franken0,2 Prozent

1970 lag der Anteil des Dollars an den Reservewährungen noch bei 85 Prozent. Damals war der Dollar dabei, das britische Pfund als wichtigste Devise im Welthandel zu ersetzen. In der vergangenen zwei Jahrzehnten hat der Dollar-Anteil aber immer etwa zwischen 60 und 67 Prozent gelegen.

Und der Dollar bleibt auf absehbare Zeit sehr wichtig. Internationale Transaktionen werden immer noch zu einem sehr hohen Grad in Dollar getätigt. Kleinere Länder und Territorien überall auf der Welt haben ihre Währung an den Dollar gekoppelt. 

Der relativ hohe Prozentanteil des Yuan oder Renminbi in der Umfrage mag sich dadurch erklären, dass politische Macht mit einer Vormachtstellung am Währungsmarkt gleichgesetzt wird. Im Fall von China ist dies aber nicht zulässig: Der Yuan ist nach wie vor keine frei konvertierbare Währung. Allerdings gehört er seit 2015 zum Kreis der vom IWF definierten Weltleitwährungen und ist auch Teil von Währungskörben, mithilfe derer Ökonomen Kursschwankungen und gewisse Aspekte von Konjunkturentwicklungen nachverfolgen können.