Die Corona-Pandemie zwingt auch das in Davos beheimatete Weltwirtschaftsforum (WEF) in den Krisenmodus. Statt in den verschneiten Bergen der Schweizer Alpen startet es dieses Jahr digital mit einer sogenannten Agenda-Woche.

Erst Ende Mai soll ein Präsenz-Gipfel der Elite aus Politik, Finanz- und Wirtschaftswelt folgen - Pandemie-bedingt in Singapur und nicht in Davos. Die am Montag beginnende Agenda-Woche bietet laut WEF-Gründer Klaus Schwab Entscheidern aus aller Welt ein virtuelles Forum, um in dem für die Zukunft "zentralen Jahr 2021" Wege aus der Krise aufzuzeigen.

Lagarde, Altmaier, Le Maire

Nach dem Online-Event "Reuters Next" ist das Davos-Forum der zweite grosse Digital-Gipfel zum Jahresbeginn. Auch diesmal ist wieder EZB-Chefin Christine Lagarde mit von der Partie: Sie wird am Montag in einem Gesprächsforum darüber diskutieren, wie die Welt wieder in die Wachstumsspur zurückfinden kann - zugeschaltet sind auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire und VW-Chef Herbert Diess.

Keine der grossen Volkswirtschaften mit Ausnahme Chinas hat voriges Jahr in der Corona-Krise ein Wachstum geschafft: Präsident Xi Jinping wird ebenfalls am Montag Gelegenheit haben, die Gründe für diese Erfolgsgeschichte darzulegen. Zugleich warten Beobachter darauf, welche Signale er in Richtung USA senden wird: Nach den von Handelskrieg und dem Zurückdrängen internationaler Kooperation geprägten Jahren der US-Präsidentschaft von Donald Trump dürfte Peking die Gelegenheit ergreifen, das Verhältnis zu Washington auf eine neue Basis zu stellen. Die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden hat jedoch bereits klar gemacht, dass sie auf keinen Kuschelkurs gegenüber dem Handelsrivalen einschwenken wird.

Transatlantisches Verhältnis im Fokus

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen könnte das Thema transatlantische Beziehungen bei ihrem Agenda-Auftritt am Dienstag streifen, ebenso Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Kanzlerin rechnet nach der Amtseinführung Bidens mit einer Verbesserung der Beziehungen zu Washington.

Biden hat auch im Umgang mit der Corona-Krise mit dem Stil seines Vorgängers gebrochen. Als eine seiner ersten Massnahmen unterzeichnete er einen Erlass, in dem er die Bereitschaft seiner Regierung erklärt, sich an der internationalen Covax-Initiative zu beteiligen. Diese soll eine weltweit faire und gerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen garantieren. Der Schritt unterstreicht, dass Biden anders als sein Vorgänger Trump auch auf eine verstärkte internationale Zusammenarbeit bei der Eindämmung des Virus setzt.

Pfizer-Chef Albert Bourla wird am Freitag auf dem Digitalforum ebenso wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Gelegenheit haben, einen Ausblick auf die Impfentwicklung zu geben. Im virtuellen Davos werden sich zudem zahlreiche Spitzenvertreter aus der deutschen Wirtschaft und Finanzwelt ein Stelldichein geben: darunter Allianz-Chef Oliver Bäte, Deutsche Bank-Chef Christian Sewing, Post-Chef Frank Appel und Siemens-Chef Joe Kaeser. Letzterer nimmt auf der Hauptversammlung am 3. Februar nach mehr als sieben Jahren an der Spitze von Siemens seinen Hut - pandemie-bedingt nicht vor den Aktionären, sondern auch virtuell.

(Reuters)