Die Börsen sind derzeit nicht zu bremsen. Der S&P 500 brach am Mittwoch aus der Seitwärtsbewegung, in welcher er seit Anfang März gefangen gewesen war, aus. Dasselbe gilt auch für den Schweizer Aktienmarkt (SMI). Er kletterte am Donnerstag zeitweise auf den höchsten Stand seit sechs Jahren.

Laut Alfred Roelli ist dies noch nicht das Ende der Fahnenstange: "Wir sind in einem Bullenmarkt", sagt der Chefanalyst der Privatbank Pictet im cash-Börsen-Talk

Treiber für weiter steigende Aktienkurse sind nach Roelli dreierlei: Zum einen die wirtschaftliche Erholung vor allem in Europa, dann die wachsenden Unternehmensgewinne. "Analysten werden immer wieder überrascht wie stark diese zulegen." Zudem würden Anleger immer noch zu viele Obligationen anstatt Aktien in ihren Depots halten. Doch langsam kehre sich dieses Verhältnis wieder zu Gunsten der Aktien.

Aktienquote bei 50 Prozent

Pictet hat die Aktienquote denn auch sukzessive erhöht. Vor anderthalb Jahren lag sie bei 30 Prozent. Im Laufe des vergangenen Jahres erhöhte die Genfer Privatbank die Quote auf 40 Prozent,  und seit Januar liegt sie bei rund der Hälfte. "Wenn die Weltwirtschaft weiter anzieht und sich Inflation bemerkbar macht, dann werden wir die Quote auf gegen 60 Prozent anpassen", so Roelli.

Allerdings müssen sich Anleger auch immer wieder auf Korrekturen an den Börsen gefasst machen. "Rückgänge bis gegen 15 Prozent sind durchaus möglich", sagt Roelli. Solche Phasen sollten aber für die Umschichtung des Portfolios zu Gunsten von Aktien genutzt werden, empfiehlt der Chefanalyst.

Zykliker und Finanzwerte gehören ins Depot 

Besonders viel Aufwärtspotenzial haben laut Roelli zyklische Werte, und zwar weltweit. Auch die Finanzwerte – insbesondere in Südeuropa – seien spannend. Der geschätzte Gewinnzuwachs beträgt für den Finanzsektor in Europa 13,4 Prozent für das laufende Jahr und für 2015 sogar 16,4 Prozent.

Eher vorsichtig ist der Chefanalyst hingegen beim amerikanischen Aktienmarkt. Der sei schon recht stark gelaufen und somit am verwundbarsten. Seine Favoriten sind hingegen europäische Börsenplätze. "Europa ist der letzte Wagen am Zug, der sich nun in Fahrt setzt."

Im cash-Börsen-Talk sagt Roelli, weshalb die Schwellenländer wieder zunehmend attraktiv werden. Zudem prognostiziert er dem Goldpreis noch eine längere Durststrecke.