Es habe sich um Standardprüfmethoden gehandelt, die auch das Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer vorsehe. "Wir haben nicht weiter gemacht, als uns nach unseren Standards zu verhalten", sagte Geschonneck. Die konkrete Arbeit der Wirecard-Prüfer der Prüfungsgesellschaft EY wollte er nicht bewerten. Diese Prüfer hatten die Abschlüsse des Skandalkonzerns jahrelang als ordnungsgemäss bestätigt. Der Finanzpolitiker der Grünen, Danyal Bayaz, wertete Geschonnecks Aussage als "desaströses Zeugnis" für die Abschlussprüfer von EY.

Die Bilanz-Kontrolleure stehen derzeit in mehrerlei Hinsicht unter Druck. So erhebt nach einem Bericht des "Handelsblatts", der der dpa bestätigt wurde, auch die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas Vorwürfe gegen sie. Es soll Hinweise auf Straftaten der beteiligten Akteure geben, die Aufsichtsbehörde habe deshalb die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Ein EY-Sprecher erklärte dazu: "EY sieht keinerlei Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von Abschlussprüfern von EY im Fall Wirecard." Der Finanzpolitiker der Linken, Fabio De Masi, kommentierte: "Bei EY brennt der Dachstuhl!" Mehrere Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sollten am späteren Abend im Ausschuss noch aussagen, beriefen sich aber bereits zuvor auf ihre Schweigepflicht als Wirtschaftsprüfer.

Der Untersuchungsausschuss im Bundestag will vor allem aufdecken, ob das deutsche Fintech-Unternehmen Wirecard als aufstrebender Börsenstar von den Aufsichtsbehörden trotz Hinweisen auf Unregelmässigkeiten mit Samthandschuhen angefasst wurde.

Der inzwischen insolvente frühere Dax -Konzern hatte im Sommer Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Das einst als deutsche Technologiehoffnung gehandelte Unternehmen machte nach bisherigem Stand der Ermittlungen jahrelang Verluste. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass seit 2015 Scheingewinne auswiesen wurden. Allein Banken und Investoren verloren nach ihren Berechnungen mehr als drei Milliarden Euro. Auch viele Aktionäre büssten nach dem Börsenabsturz grosse Summen ein.

KPMG war im Oktober 2019 mit der Sonderprüfung beauftragt worden, nachdem es mehrere Berichte über Unregelmässigkeiten bei Wirecard gab. Das Unternehmen habe den Sonderprüfern danach einige Steine in den Weg gelegt, sagte Geschonneck aus. "Im Verlauf der Untersuchung sind wir auf erhebliche Hürden und Hindernisse gestossen, die in der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Wirecard begründet lagen." Dokumente seien teils mit mehrmonatiger Verspätung zur Verfügung gestellt, Interviewtermine verschoben und der Zugang zu IT-Systemen nicht ermöglicht worden.

Das Ergebnis sei trotzdem klar gewesen: Für die Geschäfte mit Drittpartnern in Asien habe Wirecard keine ausreichenden Nachweise zur Existenz von Kundenbeziehungen und daraus angeblich erzielten Umsätzen vorgelegt. Diese Geschäfte sollen bei Wirecard zuletzt mehr als die Hälfte des Umsatzes und einen Grossteil des Gewinns ausgemacht haben. Es habe aber keine ausreichenden Nachweise zur Höhe der Umsätze, zu Kontoständen oder Zahlungseingängen gegeben, berichtete Geschonneck./tam/DP/nas

(AWP)